| Standort | Feste Drachentrutz, Drachenhain |
| Wirtsleut | Rosamundis Radner |
| Quartier | nein |
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Wie kommt man hin?
Wer sich auf der Feste Drachentrutz an Markttagen auf dem Kohlmarkt durch die Enge geschäftigen Treibens zwängt, dessen Ohr wird alsbald von hellem, trällerndem Gesang eingefangen. Die Verse sind von frivol-frecher Beschaffenheit, über gewitzte Knappinnen, trinkfeste Pfaffen und das Schicksal verliebter Narren – stets selbstersonnen, stets mit Augenzwinkern, stets ein wenig zu laut. Die Stimme gehört niemand anderem als der rollenden Rosie, die mit ihrem tuchbespannten Leiterwagen über Heustadt, Baerend bis Eichen wechselnd Station macht.
Der Aufbau ihres Wagens besteht aus flatterndem Flickwerk unterschiedlichster Stoffe, Farben und Muster. Rosies Stolz, ein ausfahrbares Tresenbrett, sowie vier ausklappbare Schemelplätze, dazu ein wildes Sammelsurium kleiner und großer Trinkgefäße aus Zinn und Ton, laden den durstigen Marktbesucher zum kurzentschlossenen Verweilen ein, währenddessen im verhüllten Wageninnern lustig die Eierkohlen eines kleinen Garofens knacken. Rundherum ist das Gefährt von festgezurrten Kisten, Beuteln, Töpfen und Kalebassen behangen, die zu Rosies Gesang einen arhythmischen Takt schlagen.
Wer ist Rosie?
Rosamundis Radner, genannt die rollende Rosie, ist eine wahrhaft schillernde Persönlichkeit, inmitten ihrer besten Jahre. Mit wettergebräuntem Frohgesicht, buntgetupftem Halstuch und dem Tamburin mit farbenfrohen Bändern am breiten Gürtel, stellt sie auf der tristen Feste einen wahren Farbklecks dar. Frech gibt sie vor, als Bankerl eines hohen ceridischen Würdenträgers, die Lebenslust in persona zu sein. Als vormals wandernde Bardin, nun Wirtin auf Rädern, betitelt Rosie sich und ihr gepflegtes Gefährt vollmundig als „kleinste fahrende Taverne des Fürstentums“ – bislang ohne Widerwort. Und wie beim Schnaps, geizt Rosie auch beim Ausschank ihrer Lieder nicht – beides stets mit gutem Gespür für das rechte Maß!
Ja, wo Rosie singt, da versammeln sich die Leute.
Wen trifft man hier?
So bunt wie ihr Zeltwagen, so bunt ist auch Rosies Kundschaft, stets begleitet von einer Schar Kinder, die begeistert von Honigerbsen naschen und beim raschen Auf- und Umbau emsig Hand anlegen. So geben sich müdbeinige Beschicker und deren Kundschaft mit vollen Körben ein Stelldichein. Wachleute beschwören, dass Rosies Beerenschnaps „auch nach dem vierten Becher die Beine kerzengerade stehen lässt“. Auch das Drachentrutzer Stadtvolk schaut gerne auf einen Tratsch, einen Schwank oder ein kurzes Tänzlein vorbei. Und nicht selten gesellen sich reisende Spielleut auf Du und Du an Rosies Wagen, um von der Weite und den Gefahren der Straße zu künden. Nie wird jemand abgewiesen, doch lernen krakeelende Süffler bald die eisenbeschlagene Hebestange aus Rosies Radkasten kennen.
Was ist geboten? Warum sollte man hier einkehren?
Wer bei Rosie ein stilles Plätzchen sucht, ist wahrhaft am falschen Ort. Denn hier wird erklärtermaßen gesungen, geschmatzt, gelacht, gekleckert und gereimt. Die rollende Taverne ist Speiseort, Tanzboden, Theaterbühne und Spott- nebst Neuigkeitenbörse zugleich. Kein Platz für Dünkel und Hoffart – doch wer mit offenem Herzen und leeren Magen kommt, wird kaum enttäuscht von dannen ziehen.
Übrigens ist Rosie ein Liedlein – egal wie windschief vorgebracht – fast ebenso viel wert wie harte Münze; vor allem von jenen, die im Moment ohne Barschaft sind.
Als Geheimtipp für müde Marktgänger gilt Rosies Quasselwasser, ein selbstgebrauter Efeublütenschnaps – über Zutaten und Zubereitung schweigt sie sich aus –, der sich Gerüchten zufolge auch zur Einreibung müder Waden eignen soll.
Was es zur Stärkung gibt:
Zarte Täubchen in Brunnenkresse, auf dem Feuer der Garküche gegrillt. Wurzeleintopf, garniert mit getrocknetem Mauerblümchen – kräftig, sättigend, „garantiert ohne ungebetene Fleischbeilage“. Lauwarme Honigerbsen für den Handteller. Gesottene Kräuterapfelringe, stets beliebt bei Kindern. Rosies Quasselwasser – glüht beim Trinken und beim Singen. Und für ganz Mutige: „Dreiverskompott“, ein wildes, fruchtiges Allerlei, bei dem man zuvor drei Liedzeilen dichten muss, sonst gibt's nur Dörrobst.
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