Real:
im Rittergut Stetten vom 31.10.2014 bis zum 02.11.2014
Heligonisch:
in Totenreich, Gwons letzter Halt vom 31. Tag im 2. Xurlmond, 42 n.A.III bis zum 02. Tag im 3. Xurlmond, 42 n.A.III

Audiodatei „Gwons letzter Halt“

„Viele Geschichten ranken sich um das Schicksal der Seelen nach dem Tod – flüchtige Erzählungen, geflüsterte Warnungen, uralte Mythen. Doch unter ihnen sticht eine besonders hervor: die ogedische Legende vom Todesfalken Gwon.

Ob durch Missgeschick, durch das grausame Spiel des Schicksals oder durch die Hand eines Mörders – eines Tages reißt die Lebensschnur eines jeden Wesens. Und dann, ohne Vorwarnung, erhebt sich Gwon, der geflügelte Bote des Todes. Auf seinen Schwingen wird die Seele fortgetragen, schnurstracks und ohne Umkehr, hin zu den Seelenhallen der Götter.

Doch ist dieser Flug wirklich endgültig? Nicht ganz. Denn irgendwo zwischen den Welten existiert ein Ort, der nicht sein sollte – eine uralte Taverne, verborgen im Nebel zwischen Leben und Ewigkeit: Gwons letzter Halt.

Hier versammeln sich jene, deren Seelen sich weigern, das Sternenlicht zu betreten. Helden und Schurken, Bettler und Könige, Sünder und Fromme – sie alle eint die Hoffnung auf Rückkehr. Denn einmal pro Götterlauf wird einem einzigen von ihnen der Rückflug auf Gwons Rücken gewährt.

Wer das sein wird, entscheidet „Das Spiel, das nur einen Gewinner kennt“.

Die Verlierer? Sie warten auf die nächste Runde – oder geben sich dem Schicksal hin und werden eins mit den Sternen.

Doch diese Legende birgt mehr Wahrheit als so mancher Sterbliche zu glauben vermag.

In den Wirren des Jahres 42 nach Aximistilius dem Dritten, als die Welt schwankte und die Götter schwiegen, schmiedete der Götterbote Rabe einen Plan. Er sah einen Funken, eine Idee, eine Möglichkeit, Einfluss zu gewinnen – und seinen Bruder, den Todesfalken Gwon, aus dem Spiel zu drängen.

Sein Ziel: die Taverne „Gwons letzter Halt“, jener Zwischenort, der Gwon allein gehört. Dort sponn Rabe seine Intrigen. Er verbündete sich mit Totenseelen, die noch immer auf Erlösung hofften, und begann, das Spiel zu manipulieren.

Aus dem heiligen Ritual, das einst den Weg zurück ins Leben wies, formte er einen Bannspruch – mächtig genug, um Gwon in einen sterblichen Körper zu zwingen. Jede Spielrunde, jede Entscheidung, jede Hoffnung der Toten nährt diesen Zauber. Und während das Spiel weiterlief, suchte Rabe neue Verbündete: Seelen, die bereit waren, ihm zu dienen – im Tausch für die Wiederverkörperung, sobald er Gwons Platz eingenommen hätte.

Doch Rabes Täuschung blieb nicht verborgen. Nach einem der Wettkämpfe wurde der entscheidende Ritualspruch gesprochen – doch in einer abgewandelten Form. Die Götterbotin Eule, weise Vermittlerin zwischen Ahnen und Göttern, wurde um Hilfe herbeigerufen. Zwar war es ihr nicht möglich, das begonnene Ritual rückgängig zu machen, doch sie veränderte es: Eine zweite Wettkampfrunde sollt entscheiden, welcher Götterbote den Weg in die Welt der Sterblichen antreten müsse.

Die Taverne erwachte erneut zum Leben. In hitzigen Duellen, Rätseln und Prüfungen gaben die Seelen alles. Dann, als der letzte Wettstreit bevorstand, wählten die Schiedsrichter die Kontrahenten – und das Schicksal nahm seinen Lauf.“