Real:
am St. Georgenhof vom 31.08.2018 bis zum 02.09.2018
Heligonisch:
in Corenia, Modestia vom 31. Tag im 3. Heliosmond, 46 n.A.III bis zum 02. Tag im 1. Xurlmond, 46 n.A.III

Über einen Riss verschwand der Tyrann Aroben aus Heligonia nach Corenia. Der heligonische Adel hatte ein Kopfgeld ausgesetzt und eine eigene Expedition losgeschickt, um dem Schurken zu folgen. 

Audiodatei „Portus Porta Corenis“

“Die große Linde warf lange Schatten, als ich die Karawanserei betrat, um Rast zu machen. Händler, Barden und Gelehrte mischten sich mit reisenden Geweihten – eine friedliche Versammlung, die den Lärm der Handelsstraße hinter sich ließ.

Doch noch während ich mein erstes Bier anhob, hörten wir dumpfe Schritte vermischt mit dem Klirren von Metall. Eine Schankmaid schrie, eine Handvoll Krieger begannen rasch, die Tür zu verbarrikadieren.

Ich hatte nur einen kurzen Blick auf das anmarschierende Heer erhascht, Männer in schwarzem Gewand, auf ihrem Wappen prangte auf einer Seite ein schwarzer Bär auf rotem Grund, auf der anderen ein Rabe auf weißem.

Ich zitterte, als draußen Schreie erklangen. Ein Kampf tobte. Als klar war, dass das Heer nun selbst bedrängt wurde, rissen wir die Türen auf und schlugen ebenfalls auf sie ein.

Die Luft war erfüllt von Gebrüll, Schwert hieb auf Schwert , Funken stoben – doch dann verstummte das Klirren. Die schwarzen Schergen wurden zurückgedrängt, die Karawanserei war wieder sicher.

Die Helden, die uns befreit hatten, stammten aus Heligonia, einem Land das fernab auf dem Kontinent der Mittellande liegt. Sie erklärten uns, dass sie über einen Riss in der Welt von dort aus hierher gelangen konnten. Der Riss war wohl mithilfe eines Apparates stabilisiert gewesen, sei nun aber nicht mehr stabil. Mir war nicht klar, wovon die Gelehrten genau redeten, aber sie schienen es zumindest selbst zu verstehen.

Am nächsten Morgen herrschte gespannte Stille. Unter der Linde sammelten sich die Helden, berieten sich und untersuchten zurückgelassene Apparate am Riss. Einige Corener aus den Kernlanden erzählten von drei gestohlenen Artefakten – Relikte aus alter Zeit, bis vor kurzem verborgen in alten Heiligtümern. Eine Vision habe sie hierher geführt, die Artefakte seien in der Nähe.

Bald war klar, dass Magister Brechnuss, ein langjähriger Gehilfe von Aroben, die Artefakte gestohlen und für den Bau von Apparaten genutzt hatte. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es möglich ist, eine Seele dem Körper zu entreißen und sie alsbald in einen anderen Körper zu verfrachten. Das musste schwarze Magie sein, ein Frevel gegen die Götter!

Schließlich rückte das Schergenheer an, um den Riss in seine Gewalt zu bekommen. Über diesen wollte Aroben seine gestärkte Rabenarmee in naher Zukunft in Heligonia einmarschieren lassen.

Doch unsere Kämpfer konnten die Angreifer in Schach halten. Als Magister Brechnuss gewahr wurde, dass sein Kampf verloren war, hörte ich seine verrückt verzerrte Stimme schreien: „Mein Apparatus darf nicht in ihre Hände fallen.“

Im selben Augenblick riss ein gellender Knall die Luft entzwei. Lichtflammen schossen in den Nachthimmel, ein gleißender Ring stürzte über uns herein. Ich spürte, wie etwas mich packte – kein Schmerz, sondern ein Ziehen, als wolle man meine Seele aus der Haut reißen. Ich sah, wie die Gefährten neben mir torkelten, die Augen verrückt und weit aufgerissen. Ein Schlund aus Licht verschlang uns, und dann war ich frei von meinem Körper, schwebte in einem Grau aus Schweigen.

Dann fiel Dunkelheit über mich herein.

Als ich die Augen öffnete, fand ich mich in einer fremden Taverne wieder.

Was ich noch nicht wusste: Meine aus dem Körper gerissene Seele konnte in meinen Körper zurückkehren, der irgendwo bei der großen Linde am Boden lag – aber nur, wenn sie einige Prüfungen bestehen würde.”