Werte Leserschaft, immer wieder lesen wir von Menschen, die aus dem Süden von Nuremburg den Weg über das Gebirge wagen, um Sicherheit und Schutz zu suchen. So ganz genau weiß niemand zu sagen, was in diesem einst so stolzen und stabilen Reich vor sich geht. Ganz offensichtlich aber ist das Land tief in einen grausamen Bürgerkrieg versunken, mit Kriesgsbanden, Resten von Ordnungsmacht und heillosem Durcheinander. Von dort ist auch ein Lied über das Gebirge zu uns gekommen; es erhellt nicht die Details des Bürgerkriegs und seiner Fronten, aber es gibt einen Einblick in den Zustand des Landes und der Seelen der Menschen, mehr als eine gelehrte Abhandlung.

Der Tod im Nurem

Der Tod reit´t auf einem kohlschwarzen Rappen
Er hat eine undurchsichtige Kappen
Wenn Landsknecht´ in das Feld marschieren
Läßt er sein Roß daneben galoppieren
Nurem in Not
In Nuremburg reitet der Tod

Der Tod reit´t auf einem lichten Schimmel
So schön wie ein Sternbild vom Himmel
Wenn Mädchen ihren Reigen schreiten
Will er mit ihnen im Tanze gleiten
Nurem in Not
In Nuremburg reitet der Tod

Der Tod kann auch die Trommel rühren
Du kannst den Wirbel im Herzen spüren
Er trommelt lang, er trommelt laut
Er schlägt auf eine Totenhaut
Nurem in Not
In Nuremburg reitet der Tod

Als er den ersten Wirbel geschlagen
Da hat´s das Blut vom Herzen getragen
Als er den zweiten Wirbel schlug
Den Landsknecht man zu Grabe trug
Nurem in Not
In Nuremburg reitet der Tod

Der dritte Wirbel ist so lang gegangen
Bis der Landsknecht vom Einen den Segen empfangen
Der dritte Wirbel ist leis und lind
Als wiegt eine Mutter in Schlaf ihr Kind
Nurem in Not
In Nuremburg reitet der Tod

Der Tod kann Rappen und Schimmel reiten
Der Tod kann lächelnd im Tanze schreiten.
Er trommelt laut, er trommelt fein:
Gestorben, gestorben, gestorben muß sein.
Nurem in Not
In Nuremburg reitet der Tod

 

(Text verändert von Steffen Heiß nach Laura von Wolzogen, Originaltext und Musik 1876-1945)

Erschienen in Helios-Bote 85, Fernrohr (Nicht-Königreich)