Auf seinem Weg zurück aus Celvar machte der bekannte heligonische Barde Cestric und sein Schüler Muhan in der Schreibstube Rast. Bekanntlich sind die Barden recht einflußreiche und zuverlässige Boten, da sie das, was sich zugetragen hat als Lieder niederschreiben und singen. So können viele Ohren das Geschehene vernehmen und die Ereignisse werden auf diesem Wege über das ganze Land verteilt. Sein Stück über die Vorfälle in Tatzelfels während Baron Leomars Einzug in dessen Burg lautet wie folgt:

 

Auf der Burg Tatzelfels an jenem Tag

rief Baron Leomar die Gäste zur Jagd.

„Im Wald wurd ein seltsames Wesen gesehn –

Ihr sollt es jagen – so soll es geschehn.“

 

„Es hat böse Augen, ist schnell wie der Wind.

Hat Krallen wie Messer, ist schwer wie ein Rind.

Erlegt mir die Bestie, die haust in den Wäldern,

bevor sie zerstört meine Dörfer und Felder!“

 

So zogen sie los in den finsteren Wald;

die Waldläufer fanden ‘ne frische Spur bald.

„Da! Dort im Dickicht! Das muss es sein!

Lasst es nicht fliehen und kreist es schnell ein!“

 

„Oh, Hauptmann, das habt Ihr phantastisch gemacht –

nie hätten wir dies so prima vollbracht!

Die Ehre, das Tier zu erlegen sei Euer,

zieht Euer Schwert gegen das Ungeheuer!“

 

Der Hauptmann die Waffe mit festem Griff hebt

das Tier starrt ihn an – vor Angst es erbebt.

Er lässt sein Schwert sinken. „Herr Hauptmann, was nun?“

„Wenn es mich so anstarrt, dann kann ich’s nicht tun!“

Sein Schwert wird ‘nem finsteren Söldner gereicht.

Der denkt sich: „Klasse, das schaff ich doch leicht!“

Das Tier sieht ihn an mit ‘nem traurigen Blick

und wortlos gibt er ihm die Waffe zurück.

 

„Das Tier soll wild sein? Das kann ich nicht glauben.

Es hat doch so niedliche tiefschwarze Augen.

Und Krallen wie Messer ist wahrlich gelogen –

schaut her – man könnte meinen, man hätt’ sie gezogen!“

 

„Das Tier sieht doch eigentlich friedfertig aus.

Warum macht sich Leomar so viel daraus?

Es ist doch so niedlich – wird keinem was tun.

Lassen wir doch dieses Wesen in Ruh’!“

 

Dann gingen die wackeren Helden zurück

um zu erzählen von diesem Kunststück.

So wurd’ die Rettung des Tieres bekannt

vor Leomars wilder, gewalttät’ger Hand.

Erschienen in Helios-Bote 8