Kapitän Xurlsen Kielholer wagte nicht, sich umzudrehen… zu groß war die Gefahr, dass der Flamingo, welchen er auf seinem Kopf balancierte, das Gleichgewicht verlor und sich über sein Offizierspatent zu seinen Füßen ergießen würde. „Warum nur“, dachte Kielholer „habe ich mich auf diese verdammte Wette eingelassen? Und warum nur“, so dachte Kielholer weiter “muss ausgerechnet jetzt ein Bote mit einer Nachricht der Admiralität auftauchen?“. Doch ein echter Held kennt immer einen Ausweg! „Legen sie den Schrieb dort hinten auf das tlamanische Möbel. Nehmen sie sich noch einen Keks und gute Heimfahrt!“ Kaum war der Kurier nach einem zackigen Salut verschwunden, ließ Kielholer den Flamingo mit einer mühelosen Bewegung seines Nackens um sich selbst rotierend in die Lüfte steigen, während sich der Inhalt in seine Kehle ergoss, ohne dass auch nur ein einziger Tropfen den Boden benetzte. „Ah, das tut gut, bei der Hitz!“ rief Kielholer, fing das Glas mit der Ferse auf und schlenzte es mit gekonnter Finesse in den Trog für Schmutzgeschirr zu den restlichen Sachen. Nächste Woche würde der olle Piet kommen und den Abwasch machen. Ein tolles Leben, ein toller Landurlaub, eine tolle Jungesellenbude. Dann nahm er sich den Brief von der Chaise Longue (ein Geschenk einer wohlhabenden und einflussreichen Verehrerin) und informierte sich über sein nächstes Abenteuer.

Erschienen in Helios-Bote 83, Tanzbär