Hochgeschätzte Mitarbeiter der Schreibstube,

gerade habe ich die Ausgabe 7 des Helios-Boten in Händen gehalten. Ein gar befremdliches Gefühl beschlich mich, als ich darob den Mittelteil des Blattes aufschlug. Nicht nur, daß Euer angeblich „freies und unabhängiges Mitteilungsblatt des Landes Heligonia“ die Ogedenkultur unter dem Volk zu verbreiten trachtet und in keiner Weise auf die Freiheit des Glaubens hinweist und damit den wahren ebensolchen unterdrückt, nein, es finden sich neulich sogar Darstellungen schamlos entblößter Körper ….

Auch wenn es sich hierbei um Abbilder von Gottheiten handeln soll, deren Existenz ohnehin angezweifelt werden muß, so ist diese öffentliche Zurschaustellung und Verbreitung von die Moral untergrabenden Illustrationen auf das schärfste anzukreiden. Es darf nicht angehen, daß die unbedarften Leser Eures Blattes durch solche Bilder derart verblendet und vom rechten Wege der Tugend hinweg geführt werden. Es ist mir sehr wohl bewußt, daß der ogedische Glaubensinhalt in einer seiner Ausprägungen solcherlei Darstellungen und die damit verbundenen und zu verurteilenden sinnenhaften Handlungen ja geradezu unterstützt, doch gibt dies nicht das Recht, die Sittsamkeit durch solch moralische Verwerflichkeit in Frage zu stellen. Der Künstler mag ja seiner Verehrung in gefälliger Form Ausdruck verleihen, doch rechtfertigt dies in keinem Falle eine solch unmanierliche Darbietung.

So verbleibe ich in der Hoffnung, daß in zukünftigen Ausgaben der Züchtigkeit wieder angemessene Beachtung geschenkt wird…

Bruder Egmont, Ostarien

Anmerkung der Redaktion: Um der Gleichbehandlung der Religionen Genüge zu tun, werden wir uns darum bemühen eine Darstellung der ceridischen Kirche ausfindig zu machen, um diese abzudrucken.

Erschienen in Helios-Bote 9