Am heutigen Tage pulsiert das Leben mehr denn je in der schönsten Stadt des Königreichs. Im Hafen herrscht emsiges Treiben, müssen doch die reich beladenen Schiffe aus den Südlanden gelöscht werden. Doch noch ein weiteres aufregendes Ereignis führt dazu, dass sich die Menschen durch die engen Gassen in Richtung Palast drängen. Endlich ist der Tag gekommen, den die Darianer stets mit unbändiger Freude herbeisehnen. Heute wird der geliebte Landesherr das Wort an seine Untertanen richten, die sich bereits in beschwingter Erwartung auf dem Platz vor dem Palast eingefunden haben. Schließlich galt es nicht nur die Worte des verehrten Gebieters zu vernehmen, vielmehr möchte jeder noch einen Platz ergattern, der auch einen Blick auf den vergötterten Herrscher gestattet.

Der ohrenbetäubende Lärm der Menschenmasse erstarb augenblicklich, als Graf Dedekien auf seinen Balkon trat. Doch dann zerriss der Sturm der Begeisterung die nur kurz anhaltende Stille.

Sichtlich gerührt ließ der Landesvater seine Kinder für eine Weile gewähren, bis er seine Hand erhob, um Schweigen zu gebieten.

„Mein geliebtes Volk!
Die Götter sind Uns wohlgesonnen. Nach vielen Monden auf rauer See sind unsere Schiffe aus den Südlanden reich beladen zurückgekehrt. Noch viele Tage wird es dauern, bis Wir alle Schätze gesichtet haben und Uns ein Bild vom Umfang der Reichtums machen können. Doch soviel sei gesagt: ein jeder Unserer geliebten Untertanen soll teilhaben am Überfluss.“

Noch bevor die Menge erneut in rasende Begeisterung ausbrechen konnte, erhob Graf Dedekien seine Stimme:

„Wir haben beschlossen, dass ihr alle an den edlen Speisen und erlesenen Getränken Unserer Tafel teilhaben sollt, denn es ist mehr als genug für alle da. In der eigens für Unser Vorhaben eingerichteten Taverne „Zum Füllhorn“ werden fortan an jedem Abend die Überschüsse Unseres Mahles gereicht. Ein von Uns berufener Beamter wird dafür sorgen, dass die Verteilung über alle Maßen gerecht wird und sich alle an Unserem Segen laben können.“

Nur mit Mühe konnte der Landesvater seine Rede fortführen, da die Woge der Ergriffenheit ihn sichtlich rührte:

„In anderen Ländereien sind Armenspeisungen üblich. Diese sind eines Darianers nicht würdig. Unsere geliebten Untertanen erhalten keine Almosen, sie nehmen Platz an Unserer Tafel.“

Die Menge applaudierte, bis die Handflächen zu schmerzen begannen.

Diese Worte tragen nun die Omus in alle Winkel des Reiches, damit die Großzügigkeit des verehrten Herrschers an alle DarianerInnen verkündet wird.

Erschienen in Helios-Bote 83, Bazaar Darians