Welcher heligonische Gelehrte der geheimen Wissenschaften kennt das nicht: Wann immer sich eine gewisse Menge an Mitgliedern des Arcanums versammelt, um gemeinsam eine magische Handlung auszuführen ist es notwendig, die Bemühungen der jeweiligen Teilnehmenden aufeinander abzustimmen. Dabei wird die korrekte Koordination der wirkenden Individuen noch dadurch in ihrer Signifikanz angehoben, dass die Magie in Heligonia den alleseits bekannten, eine Dämpfung der magischen Radianz notwendig machenden Einschränkungen unterworfen ist. So wäre es womöglich fatal, wenn ein oder mehrere dämpfende Magi den radial abgestrahlten Magiepotentialpegel, der in einem bestimmten Augenblick zu kompensieren ist, unterschätzen und die Dämpfung grob unterdimensioniert bemaßen würde. Allein, es fehlt der allgemeine Maßstab, auf dass sich die diversen Gelehrten unterschiedlichster Herkunft ohne Missverständnis und Problematio verständigen und auch verstehen könnten. Um diesem Problem Abhilfe zu schaffen, soll nun hiermit ein unifiziertes System von Normen, Bemaßungen und Einheiten präsentiert werden, mit Hilfe dessen die Kommunikation zwischen den an einem magischen Akt Beteiligten vereinfacht oder gar ermöglicht werden soll.
Zunächst sollen hier noch einmal die wohl den meisten Wissenden der arcanen Lehren bekannten Grundlagen der magischen Bemaßung dargelegt werden, auf dass eine gemeinsame Basis des Begreifens zustande komme.
Das gesamte in einem magischen Akt freigesetzte oder investierte magische Potential, der magische Potentialpegel E hängt über den Faktor der Obviosität O mit der tatsächlichen insgesamten magischen Abstrahlung B eines magischen Aktes, dem radial abgestrahlten magischen Potentialpegel zusammen. Dabei gilt:

B=P*O

Welchen Wert der Faktor der Obviosität tatsächlich besitzt, hängt von den verwendeten magischen Techniken und Vorkehrungen statt. Ihm quasi reziprok entgegengesetzt ist der Faktor der Effizienz F , der dieselbe eines magischen Aktes beschreibt. Formulaisch erfasst bedeutet das:

 F=1/O
bedacht und sollte bei einer magischen Handlung zu jedem Augenblick von der Dämpfung I kompensiert oder überkompensiert werden, eine Forderung, die häufig auch als erste myardische Ungleichung bezeichnet wird:

 P-I<=0

Bei näherer Betrachtung fällt dem geschulten Auge mit Sicherheit auf, dass selbige Ungleichung der Handhabbarkeit gewisse und notwendige Vereinfachungen in ihren Begrifflichkeiten besitzt, von denen nun zumindest auf eine eingegangen werden soll. Wie unter Wissenden des Arcanen allgemein bekannt ist, verfügt jede Örtlichkeit über eine gewisse grundlegende Radianz, die ihr – sei es aufgrund des Wirkens von sterblichen oder unsterblichen Mächten – innewohnt. Nun ist diese Residualresonanz Po sowohl in Theorie als auch in der Anwendung einfach zu berücksichtigen, da sie glücklicherweise in den meisten Fällen von konstanter Natur und Größe ist. Dabei wirkt eine positive Residualresonanz abschwächend auf die effektive Radianz eines magischen Aktes, eine negative Residualresonanz hingegen, vergrößert die zu kompensierende Radianzmenge. Basierend auf diesen Überlegungen lässt sich die erste myardische Ungleichung zur erweiterten ersten myardischen Ungleichung umschreiben:

 P-Po-I<=0

Die zeitliche Komponente von P ist momentan noch Gegenstand der Untersuchung. Unumstritten ist, daß P im Verlauf einer magischen Handlung nur im Idealfall als konstant zu betrachten ist; in der Praxis hingegen gibt es hier starke Schwankungen, je nach verwendeter Technik und erzieltem Effekt. Wichtige Richtgrößen sind hier wohl die durchschnittliche Abstrahlung P av, sowie Höhe der Spitzenwerte P max. Exakte Untersuchungen, die den Zusammenhang zwischen Stärke der Dämpfung und der spontanen Änderung von P betrachten, sind Gegenstand der aktuellen Forschung.
Dem aufmerksamen Leser ist es wohl nicht entgangen, dass bislang stets von der „ersten“ myardischen Ungleichung die Rede war, eine Formulierung, welche implizit die Existenz weiterer myardischer Ungleichungen postuliert. Um jedoch diese weiteren Inequalitäten treffend und richtig erklären zu können, ist es nötig, eine weitere wichtige Größe für die heligonische arcane Lehre zu benennen: den phagischen Limes Z, oft auch als Aufmerksamkeitszahl bezeichnet. Besagter phagischer Limes beschreibt die Menge an unkompensierter Radianz, die letztendlich die Aufmerksamkeit der ungenannten Macht auf den magischen Akt zieht. In den meisten Fällen ist diese Größe nur sehr schwer zu bestimmen, da mit jeglichen Experimenten in dieser Richtung ein unsagbares Risiko verbunden ist. Somit ist die zweite myardische Ungleichung mehr von theoretischer, jedoch nicht zu unterschätzender Bedeutung. Ihre Aussage ist die Postulatio der sogenannten phagischen Probabilitätszone, welche sich (hier in erweiterter Form) definiert als die abgestrahlte Radianz im Bereich

 0<P-Po-I<Z

Analog dazu beschreibt die dritte myardische Gleichung den phagisch relevanten Bereich, auch als phagische Zone bezeichnet, bei deren Erreichen eine Erregung der Aufmerksamkeit der bekannten Mächte unausweichlich ist:

P-Po>=Z

Nun stellt sich berechtigterweise die Frage, wie diese doch hinreichend bekannten Formulierungen der Verständigung innerhalb der arcanen Gesellschaft zuträglich sein sollen. Die Antwort ist einfach: Jene Begrifflichkeiten und Beziehungen bedürfen eines quasi geeichten Maßsystems, eines Normenwerks. Wie ein Fürst für sein Land die Maße eines Scheffels festlegt, wie ein König Münzen festen Wertes prägen lässt, so sollte die arcane Gesellschaft für die sie betreffenden Maße genormte Referenzgrößen definieren. Zu diesem Zweck seien hier nun einige Vorschläge für solchermaßen normierte Maße gegeben:
Zur Bemaßung und Normierung des Magiepotentialpegels wurde vom Fachbereich Mechanik der Academia Rei Praeheliotica zu Schloss Idyllie in Tlamana ein sogenanntes Normkonstrukt angefertigt, welches in der Lage ist, magische Energie bis hin zu einem gewissen magischen Potentialpegel aufzunehmen und zu halten. Jeglicher Überschuss wird in die Umgebung dissipiert, so dass nach Beendigung des Ladungsprozesses reproduzierbar stets die gleiche Menge an Potential in dem Konstrukt enthalten ist. Es sei nun hiermit vorgeschlagen, dass eben dieses Maß an Potential einen magischen Potentialpegel vom Werte 1 MPP definiere.
Des Weiteren ist das Konstrukt dermaßen konstruiert, dass auch ein definierter, reproduzierbarer und konstanter Entladungsvorgang möglich ist. Der bei einer solchen Entladung insgesamt radial abgestrahlte magische Potentialpegel ist also stets gleich und wird somit als Eichung für einen radial abgestrahlten magischen Potentialpegel von 1 RAMPP und eine Obviosität und Effizienz von 1 vorgeschlagen.
Da die Entladung des Normkonstruktes zudem mit konstanter Geschwindigkeit innerhalb eines Augenblickes verläuft, sie hiermit weiterhin der Vorschlag gegeben, die momentane magische Abstrahlung dieses Vorgangs als Normierung für die Größenordnung 1 RAMPP pro Augenblick zu wählen, eine Bemaßung, die auch für die Benennung eines exakt kompensierenden Dämpfungsvorgangs zutreffend wäre.
Um die Allgemeinheit, Vergleichbarkeit und weitere Reproduzierbarkeit dieser Normierungsbemühungen zu gewährleisten, wurden die Konstruktionsanweisungen für das Normkonstrukt aufs genaueste von den Gelehrten des besagten Fachbereiches festgehalten und an alle Universitäten Heligonias zum Nachbau und zur Weitergabe versandt. Selbstverständlich ist es auch für weitere vertrauenswürdige Organisationen und Individuen möglich auf Anfrage an die Academia Rei Praeheliotica eine Abschrift der Konstruktionspläne zu erhalten.
Auf dass die arcane Gelehrtenschaft womöglich in Bälde mit gleichem Maße messe.

Gezeichnet
Magister Londae von Sargentis
Magister Hannes Reichenbach
Magister Arwed von Lauenburg

Erschienen in Portal 16,