L’Ostaria

Es heißt ja, die Liebe gehe durch den Magen - und in der oranecker Stadt Alvan ist dieses Sprichwort gleich in zweierlei Weise auf eine dortige Taverne anwendbar.

Die Geschichte dieses Gasthauses beginnt mit einem Reisenden, einem wackeren Gesellen aus dem tiefen Süden, den es in seinen Wanderjahren in die heligonischen Lande verschlagen hatte. Aufgeschlossen und voll jugendlicher Energie führte ihn sein Weg immer weiter nach Norden, hinein nach Ostarien. Schon immer kulinarisch interessiert, war er jedoch insbesondere von der ostarisch/oraneck'schen Küche geradezu begeistert - so begeistert, dass er die örtliche Kochkunst dort erlernen wollte.

Es war in Alvan in der Taverne "Zum Schiefen Berg", als der Zufall es wollte, dass der Reisende aus dem Süden spät am Abend an einem Tisch mit dem alten Wirt saß. Der Wirt, bekannt für sein Temperament wie für seine Speisekarte, geriet mit seinem Gast in eine hitzige Diskussion über Gewürze, Pfannen, Ölsorten und Töpfe. Als der nächste Morgen über Alvans Dächern heraufzog, hatten beide Männer einen mächtigen Kater - und der Reisende auf dem Süden als Küchenjunge beim "Schiefen Berg" angeheuert. Im folgenden Jahr studierte und übte der Südländer nun die verschiedenen Rezepte ostarischer Tradition unter Anleitung des alten Wirtes - und gelegentlich auch dessen junger hübscher Tochter. So kam es, wie es mit jungen Männern und hübschen Töchtern ach so oft kommt: Der Mann aus dem Süden verliebte sich in die Wirtstochter. Allein, der angehende Koch war zu schüchtern und zu unsicher in seinem Stand, als dass er ihr seine Gefühle eingestehen wollte.

Wenngleich die Beziehung der beiden nicht mehr werden durfte, so entwickelte sie sich doch dahin, dass nicht nur der Fremde die ostarische Küche lernte, nein, auch die Wirtstochter fand Interesse an den Ideen und Rezepten der heimatlichen Küche des Südländers. So tat sie, was er sich niemals getraut hätte: sie setzte ein paar südlich exotische Rezepte auf die Speisekarte des "Schiefen Berges" - und siehe da, die fremdländischen Geschmäcker und Genüsse kamen bei den Leuten von Alvan sehr gut an! Im Nu wurde die einstmals einfache Taverne bekannt, fast schon berühmt und Mittag für Mittag, Abend für Abend waren die Tische des Gastraumes gut gefüllt.

Es hätte lange so weitergehen können, als das Schicksal zuschlug und der alte Wirt schwer erkrankte und bald darauf starb. Die Wirtstochter, als sein einziges Kind, stand nun alleine da - und um die Sache noch schlimmer zu machen, stellte es sich bei der amtlichen Abwicklung des Nachlasses heraus, dass der alte Wirt bei den Schanksteuerabgaben zwölf Jahre im Rückstand war! Das gaben selbst die Einnahmen der letzen Zeit nicht her! Ihr sonst fröhliches Herz schwer vor Gram, bereitete sich die junge Wirtin darauf vor, die Taverne schließen und verkaufen zu müssen.

Man erzählt sich, die Wirtin wäre eines Abends schweren Mutes in die Küche gekommen, um dort aufzuräumen, als sie dort den Südländer am Tisch sitzend vorfand. Gefasst, doch mit vor Nervosität heiserer Stimme bat er sie, sich zu ihm zu setzen - er habe ihr ein Angebot zu machen, das sie nicht abschlagen wollen würde. So eröffnete er ihr, dass er dereinst auf seinen Reisen durch Geschäfte zu Geld gekommen war, mit welchem er aber nicht prahlen wollte, aber das er aufgehoben hatte, um sich damit an einem Ort seiner Wahl niederzulassen. Ursprünglich sollte das natürlich nach seiner Rückkehr in die Heimat im Süden sein - doch immer wenn er sie, die junge Wirtin erblickte, und immer wenn er in die Küche des "Schiefen Berges" kam, wurde ihm klarer, dass seine Heimat hier im Norden sein würde.

So gestand er ihr seine Liebe und bot ihr gleichzeitig an, die Taverne von Schulden freizukaufen und mit ihr zusammen zu führen. Ohne lange nachdenken zu müssen, sagte die junge Wirtin "Ja" - zunächst zum geschäftlichen und dann zu ihrem Südländer. Es dauerte nicht lange, bis eine Hochzeit gefeiert wurde und die Taverne neu eröffnet wurde. Allerdings sollte von da an der Name der Taverne nicht mehr "Zum Schiefen Berg" sein, denn der neue Wirt hatte darauf bestanden, sein Gasthaus nach seiner neuen Heimat zu benennen - allerdings in Wort und Schrift seiner Muttersprache.

Daher steht nun im ostarischen Alvan ein Gasthaus, bekannt für seine Mischung aus leckeren Speisen ostarischer und südländischer Küche, für sein temperamentvollen Wirtspaar und für eine gelegentlich von Verwandten aus dem Süden mitgebrachte Kiste samtigen roten Weines. Der Name des Gasthauses ist "L'Ostaria".


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