Zum alten Herzog

Schon beim Betreten der im Ladehafen gelegenen Taverne weht einen die Geruchsmischung nach Rauch, Urin und verschüttetem Bier fast wieder zur Tür hinaus. Die plötzlich aufhörende Musik des einäugigen Spielmanns in der Ecke, die verstummenden Stimmen und abschätzig drohenden Blicke der sonst anwesenden grobschlächtigen Gestalten tun dazu ihr übriges. Wer zu feine Kleidung trägt oder sonst irgendwie nach Landlubber aussieht, läuft Gefahr, verprügelt und ausgeraubt zu werden. Die Grenze zwischen Seemann und Pirat scheint hier zu verschwimmen.

Wer unbehelligt die Theke erreicht, kann billiges Bier oder billigen Schnaps bestellen. Das Ordern eines Eintopfs (samt hartem und schimmligem Brot), der am einzigen Kamin an der Nordwand seit Wochen über dem Feuer blubbert, gilt als Mutprobe.

Das Mobiliar ist sehr einfach, wurde immer wieder ausgebessert und scheint aus Strandgut gezimmert.

Dieses Lokal wurde schon mehrfach von der ostarischen Obrigkeit wegen Hygienemängeln, der Erregung öffentlichen Ärgernisses und fehlender Lizenzen geschlossen und der Wirt eingekerkert.

Nichtsdestotrotz scheint der "alte Herzog" stets binnen weniger Tage wieder zu öffnen. Der neue Schankwirt ist immer ein schmächtiger, unrasierter und schmieriger Kerl, bei dessen Pferdeschwanz man sich unsicher ist, ob er geteert ist oder einfach nur vor Dreck starrt. Ebenfalls hinter der Theke steht eine massige Frau, die gelangweilt den Dreck in den Holzbechern mit einem schmutzigen Tuch eher verteilt statt ausreibt. Erfahrene Stammgäste bringen deshalb häufig ihr eigenes Trinkgefäß mit.

Das sonstige Geschirr besteht nur aus Holz, was bei den häufigen Schlägereien deutlich weniger zu Bruch geht. Bedienung gibt es keine, jeder bestellt an der Theke. Die 'Rangordnung' der Gäste ist klar erkennbar daran, ob der Wirt oder die Wirtin überhaupt erst einmal vom Betrachten ihrer schmutzigen Fingernägel aufschauen, wie schnell im Voraus kassiert wird, wie müde und gelangweilt der Becher gefüllt wird, ob hineingespuckt wird und wie letztendlich der Becher auf die Theke knallt.

Kritiken

"Ich bin nur durch Zufall dort hinein geraten. Mit Müh und Not habe ich ein Bier bekommen, das mir danach jemand einfach aus der Hand gerissen hat. Dann bekam ich einen Schlag ins Gesicht, meine Gugel wurde mir über die Augen gezogen, meine Hose wurde entwendet und ich wurde in die Gasse hinausgeworfen. Nie wieder!" Friedolin Sägeblatt

"Ich komme gerne her. Man bekommt hin und wieder ein Bier von einem Landlubber spendiert, kann sich prügeln und jetzt habe ich sogar eine neue Hose!" Matze (ohne Nachnamen)



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