Zum fahrenden Ritter und Zum durstigen Knecht

Standort Burquill/Vogtei Schattenau, Baronie Tatzelfels, Drachenhain
Wirtsleut Gerüder Raubacher
Quartier ja
-

Zu Burquill an der Aximistiliusstraße stehen zwei Gasthäuser, verbunden mit gemeinsamer Stallung in der Mitte, Seit an Seit. Tatsächlich enden damit auch schon die Gemeinsamkeiten, abgesehen von der Inhaberschaft der Gebrüder Raubacher. Die Stube „Zum fahrenden Ritter“ ist für den Herrn- mit gedämpftem Licht, sauberem Schanktisch, Leinen auf den Tischen und gestickten Wandbehängen, die große Schlachten, Jagden und Turniere vergangener Zeiten zeigen. Nebenan, „Zum durstigen Knecht“, lässt es sich dagegen ganz anders an: Hier schäumt das Bier aus hohen Krügen, es riecht nach Hammelbraten und das Binsenstroh bedeckt eine Handbreit den gestampften Boden. Hier klappern die Würfel und klopfen die Kartenspieler bis tief in die Nacht. An den Wänden hängen bunt bemalte Schindeln mit allerlei lebensfrohen Zeichnungen und versehenen Spottversen über hohe Herren, holde Maiden und knausrige Pfeffersäcke.

An Speis‘ und Trank bieten die Gebrüder die besten Erzeugnisse der Umgebung dar: Im „Ritter“ gibt es gebratenes Lamm mit Honigglasur, serviert mit feinen Kräutern und Pasteten aus Korn und Wurzelgemüse. Im „Knecht“ wird dagegen dasselbe Fleisch grob gegrillt auf den Tisch gebracht, dazu ein Stück Fladenbrot und eine Handvoll gerösteter Erbsen gereicht – heiß, kräftig und flugs bei der Hand und auch im Magen.

Und so trennen sich zum Abend stets die Wege zwischen Herrn und Knecht, wenn sie gemeinsam getrennt einkehren wollen, der Ritter schwenkt links, der Knecht nach rechts – und beide sind damit zufrieden.

Manchmal jedoch verschwimmt die Scheidelinie zwischen den beiden Häusern – nämlich dann, wenn die Gäste in „Sangeskampf“ geraten. Dann fordert der eine Gastraum den anderen heraus, und bald fliegen linker Hand die Lieder von Heldenmut und edler Liebe durch die Luft, doch bald schon tönt es von rechts von den lärmenden Zechern, die grölend Spottlied und Heuballaden schmettern. Die Holzbalken zittern, die Krüge schlagen im Takt, und die Gebrüder Raubacher stehen lachend in der Mitte, um das Urteil zu fällen: Denn als Verlierer gilt jene Stube, in die sich zuerst das Vieh aus dem mittleren Stall flüchtet. So kam es schon vor, dass die beleidigte Eselin aufstampfend dem „Knecht“ die Ehre raubte, oder eine aufgebrachte Gänseschar schnatternd die „Ritter“ zur Aufgabe zwang.

Dem einkehrenden Wanderer sei indes geraten, beide Häuser kennenzulernen – und sich am besten ein Herz zu fassen, selbst ebenfalls Strophe und Lied zum Besten zu geben – Gans und Esel werden fürwahr unbestechliche Schiedsrichter sein.





Zurück zum Heligonischen Tavernenführer

Zurück

Kontor des Hauses Güldentaler aus Jolberg

Nächster Beitrag

Zum lautesten Sänger

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén