Eberhard von Bornhausen
Graf von Borntal
Ritter zu Rebenhain

in freundschaftlicher Verbundenheit zum Wissen aller, meinen Weg bis zum jetzigen Tage kundtun.

Als zweitgeborener Sohn meines Vaters Friedrich von Bornhausen und meiner Mutter Edelfriede von Ausigsburg wurde ich in eine Zeit der Befriedung nach einem unerbittlichen Krieg um die Verteilung der Ländereien auf der Insel Felsenstolz geboren. Die politische Ordnung ließ eine lange Zeit des Friedens erhoffen.

Mein Oheim Peter von Bornhausen, Graf von Borntal unterrichtete mich in der Führung sämtlicher Waffen und in der Einhaltung und Ausführung der höfischen Etikette. Mein Bruder, Pipin der Mutige, erbte nach geltendem Recht nach dem Tode der Eltern Westborn. Ich blieb noch einige Jahre bei meinem Oheim um mit ihm so manche Nacht über die Welt und deren Werdegang zu philosophieren.

Mit einem scharfen Schwert und einem noch schärferen Geist ging mein Weg hinaus in die Welt um keinem Streit für die gute Sache aus dem Wege zu gehen. Abenteuer kamen mir zumeist im rechten Augenblick entgegen. Kam ich zu einem Fest, so nahm ich auch hier den Kampf mit Wein, Bier, Schweinen, Hühnern, Ochsen und Wild furchtlos auf.

Bei einem Besuch auf meiner Heimatinsel Felsenstolz lernte ich meine Gemahlin Adelina von Hohenfeld kennen und lieben. Gemeinsam zogen wir durch viele Stürme, fochten so manchen Strauß und gingen für die Gerechtigkeit so manches Mal knapp an der Endlichkeit vorbei.

Nach erfolgreich bestandenen Abenteuern schlug mich Krator von Rebenhain zum Ritter. Als wir nach der Geburt unserer prachtvollen Kinder uns nach einem ruhigeren Leben sehnten, überlies uns Krator von Rebenhain die Burg Eberswald als Lehen.

Mein Oheim Peter von Bornhausen ließ vor Jahresfrist nach mir rufen. Ich folgte seiner Bitte und saß so manche Nacht im Schlafgemach Peters, in der er mir sein Geschäft mit dem Salz erklärte und immer wieder meine Meinung wissen wollte, wie mit Bediensteten und abhängigen Untertanen zu geschirren wäre.

An einem Abend an dem der Wind kühl von den Bergen strich, die ersten braunen Blätter von den Bäumen ins Ungewisse segelten, die Schatten der flackernden Kerzenflamme an der Wand bizarre Bilder hinterließen, rief mich mein Oheim zu sich. Er teilte mir mit, da er nie verheiratet und kinderlos geblieben, sollte ich an Stelle eines Erben treten. Er habe alles von seinem Advokaten festlegen lassen. Somit seien alle möglichen Streitigkeiten aus dem Wege. Ich würde Land und Titel erben. Wenige Tage nach diesem kurzen aber bestimmten Gespräch bekam ich die Nachricht, dass es mit ihm zu Ende gehe. Ich eilte an sein Sterbebett und sah ihn in Ruhe gehen!

Eberhard von Bornhausen
Graf von Borntal
Ritter zu Rebenhain

Erschienen in Helios-Bote 81, Drachenhainer Herold