Bei einer meiner Reisen durch Heligonia fand ich mich zum Feste der Poëna auf Burg Niederkamm in der Baronie Tlamana ein. Ein buntes und fröhliches Fest wurde mir geboten und ich lernte viele neue Menschen kennen. Ein Ereignis hatte mich besonders zum Nachdenken angeregt und darüber will ich nun berichten.

Ich befand mich mit anderen Geweihten der vier Götter im Heilerzimmer, als ein Gelehrter den Raum betrat und um Hilfe bat. Er klagte über entsetzlich Schmerzen im Leib, den er auch merklich krümmte. Sofort machten sich die Heiler daran ihn auf die Ursachen hin zu untersuchen. Doch trotz angestrengter Bemühungen konnte keiner der durchaus fähigen Heiler den Krankheitsherd entdecken. Erst mein Hinweis auf eine starke magische Ausstrahlung, die von den Amuletten des Geplagten ausging, brachte uns auf die richtige Antwort. Die gebannte magische Energie der vielfältigen Amulette wirkten sich negativ auf den Träger aus. Eigentlich ist dies auch kein Wunder, denn berichten uns nicht zahlreiche Legenden und Geschichten von ähnlichen Fällen? Man denke dabei nur an einen berühmten Halbling, der einen Ring besaß, der ihm zwar enorme Macht verlieh, diese ihm aber einen traurigen Tribut abrang. Oder an einen bekannten Magier, der seine Zauberkraft mit seiner Gesundheit bezahlte. Die Reihe solcher Beispiele läßt sich endlos fortsetzen. Denn wer denkt, daß jene übernatürlichen Hilfsmittel, die immer dann helfen sollen, wenn die natürlichen Kräfte zu versagen drohen, nicht auch ihren Preis fordern, der hat weit gefehlt.

Doch zurück zu unserem leidenden Gelehrten. Ob er das Artefakt selbst hergestellt hat oder nicht, habe ich nicht ergründen können. Sollte er tatsächlich über eine Formel verfügen, die magische Kräfte in Gegenstände bannt, dann hat er sicher ein umfangreiches Studium hinter sich. Demnach müßte er aber um die Gefahren wissen. Wahrscheinlicher ist es jedoch, daß er das Artefakt gefunden oder gekauft hat. Diese Annahme wiederum führt mich zu der Erkenntnis, daß in den letzten Jahren eine wahre Inflation von magischen Gegenständen stattgefunden hat. Mir scheint, daß der Wert jener arcanen Kunstwerke erheblich abgenommen hat, wenn ein jeder Magus, der voller Mühe jene erschafft, sie so einfach von sich gibt und verkauft. Wahrlich ist es dann nicht weiter verwunderlich, wenn sie in Hände geraten, in denen sie zu Schaden gerreichen, so sie doch aber zum benevolenten Zwecke kreiert worden sind. Nicht umsonst ist die Tradition des Arcanums die Verborgenheit, genau um solche Mißgeschicke zu vermeiden. Und wir wollen sicherlich alle verhindern, daß solche Anhäufungen das Gleichgewicht stören und das Unsichtbare anlocken.

Erschienen in Portal 2,