Das Tiefländerlehen Artir in Luchnar ist ja jüngst endlich gegründet worden, mit Eylwine von Kastelmond (früher Esclarmond) als herrschender Freifrau. Die Vorbereitungen liefen aber bereits seit Jahren. Als Hauptorte geplant waren Rotmark im Nordwesten und Neu-Esclarwehr im Südosten Artirs.
Rotmark sollte nahe der Grenze zur Baronie Flaitney liegen, unweit der Querstraße Q1, die Luchnar mit Flaitney verbindet. Neu-Esclarwehr sollte einige Meilen weit vom ehemaligen Esclarmond (neu Caistlemond) mit der Feste Esclarwehr entstehen, im Hinterland, am Rande von Feldern und Wald.
Nach Rotmark/Ruadhmora, wie es heute offiziell heißt, zog ein Gutteil der Tiefländ-Hochländer aus Norden und Mitte Luchnars. Die Lage fast in Sichtweite der Hochland-Querstraße war attraktiv, man wunderte sich fast, dass es dort noch keinen grenznahen Ort gab. Rotmark ist nach nur wenigen Jahren aktuell bereits die sechst- oder siebtgrößte Siedlung Luchnars.
Beim geplanten Neu-Esclarwehr wurden zwei Holzschuppen errichtet, um Baumaterial für die Siedlung zu lagern. Danach geschah dort kaum mehr etwas.
Die in Caistlemond verbliebenen Tiefländer zeigten wenig Lust, sich in einer kleineren, wirtschaftlich noch zu etablierenden Siedlung niederzulassen, wo sie doch in Caistlemond alles hatten, was sie brauchten. Wenige zogen nach Rotmark, einige auf die halb entvölkerte alte Feste Esclarwehr, einige blieben einfach in ihren Häusern nahe der Feste.
Die Lagerschuppen wurden schließlich in Speicher für Getreide und Feldfrüchte umgewandelt, die auf den Feldern der Umgebung ja dennoch angebaut werden mussten. Das schon gelieferte Baumaterial wurde für eine kleine Hütte verwendet, wo zur Erntezeit Feldarbeiter übernachten können. Wer hier nicht unterkommt, schläft einfach auf dem Heuboden. Die Leute nennen den Ort unter sich Feldhütte, vielleicht entsteht hier irgendwann einmal eine kleine Siedlung. Das eigentliche Projekt Neu-Esclarwehr wurde stillschweigend beerdigt.
Caistlemond ist als Caistlemond / Kastelmond heute der einzige Ort Luchnars, wo eine relevante Anzahl Tiefländer unter den Hochländern wohnt. Das Nioch gehört zum MadUaine-Gebiet, aber seine tiefländischen Bewohner und die ehemalige Feste werden zum Lehen Artir gerechnet. Das untere Stockwerk der Feste wurde von Eyllinde von Kastelmond (Schwester von Freifrau Eylwine) in eine Art Markthalle umgewandelt, mit Taverne, Schule, Heilerstube und verschiedenen Läden. Der sperrige neue Name Tych Caistlemond / Haus Kastelmond wird mittlerweile im Volksmund zu Tych Haus abgekürzt.
Wenn es einen Ort gibt, wo sich Hochland und Tiefland zu etwas Eigenständigem vereinigen könnten, dann ist das hier. Doch bleibt das abzuwarten. Erzwingen kann man im Hochland gar nichts.

Erschienen in Helios-Bote 86