Auf dem Weg von der Front in Stueren nach Neuenstein, anlässlich des bevorstehenden Herzog-Rolo-Festes, entschloss ich mich dem eiligen Hilferuf von Bruder Gregor Schattenbanner zu folgen, welcher um dringende Unterstützung gebeten hatte im Kampf gegen einen Diener des Bozephalus, einen gewissen Lukretius. Dieser ist uns vor Jahresfrist schon einmal entwischt, als dieser versehentlich befreit wurde anlässlich der Einweihung der Kommende Wachstedt in Neuenstein.

Da meine Männer bereits eingeschifft waren und ich noch einige Dinge im Feldlager zu regeln hatte, übergab ich kurzerhand Dimarus von Weissenfels, meinem Knappen das Kommando und machte mich allein auf den Weg, da ich wusste die Ritterbrüder des Ordens des Seligen Jonas zu Rhodien würden uns im Kampfe gegen das Übel beistehen.

Auf dem Weg in die Kommende traf ich auf den von Bruder Gregor bestimmten Anführer der Expedition, Hexenkommissar Einhilf, der zusammen mit einigen Brüdern bereits die Unterstützungstruppen erwartete.
Ebenso erfreulich war es das 2 Schwertbrüder vom Orden des Schwertes des heiligen Wladislaw und einen Ihrer Strelitzen trafen, welche uns nicht nur im Kampfe, sondern auch im Glauben Verstärkung gaben.

Schnell hatte ich mich mit Hexenkommissar Einhilf, Ritter Alexej und Ritter Jaroslaw darauf verständigt, dass alles dafür getan werden müsse um dem Treiben des Lukretius Einhalt zu gebieten, da dieser sich unheiliger und böser Kräfte bediente, welche einem jeden braven Ceriden aber auch allen anderen Menschen das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Kurzum, auf unserer Reise kamen noch 2 weitere größere Trupps zu unserer Expeditionstruppe hinzu. Zum einen ein Trupp Soldaten aus Magonien unter dem Kommando von Frau Sergeant Ashaba, sowie einer Abordnung des Lagers des Kupfernen Drachen von der wirklich weit entfernten Insel der Drachen unter dem Kommando von Lady Iskierka.
Bereits kurz nach unserer Ankunft in der kleinen Kommende wurde uns klar, das wir hier ein ernstes Problem zu bewältigen haben, da die Kommende verwaist war und es Hinweise gab das alle Brüder und Schwestern getötet oder verschleppt waren.
Unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich, denn niemand anders als Lukretius und seine Schergen steckten dahinter, denn Sie griffen uns direkt an und forderten die Herausgabe von etwas das in der Kommende versteckt sein musste. Im Laufe des Abends gelangten wir in den Besitz von diversen Teilen eines Puzzels, welches wir aber noch nicht zusammensetzen konnten.

Im Laufe des ersten Abends und des darauf folgenden Morgens fanden wir heraus, dass das Objekt der Begierde von Lukretius offenbar ein machtvolles Schriftstück sein musste, welches gut gehütet in der Kommende versteckt war und das der Schlüssel hierzu das bislang unvollendete Puzzle war.
Leider wurde Hexenkommissar Einhilf am Freitagabend im Laufe der Kampfhandlungen getötet, genau wie fast alle der mitgereisten Seesoldaten der Rhodischen Miliz. Mit seinen letzten Atemzügen übertrug Einhilf mir die Befehlsgewalt, welche ich aber mangels eigener Waffenknechte nicht durchzusetzen vermochte und daher Lady Iskierka und den Magoniern den Oberbefehl über die Verteidigung überlies und mich auf die Lösung der Probleme zusammen mit den Schwertbrüdern Alexej und Jaroslaw konzentrierte.
Schließlich provozierte Ich bei einem neuerlichen Aufeinandertreffen Lukretius, was aber von einigen Anwesenden offenbar missverstanden wurde, worauf meine Wenigkeit von einem Bogenschützen aus den eigenen Reihen beschossen wurde, zum Glück ohne ernste Verletzung. Lukretius stellt daraufhin ein Ultimatum bis Mitternacht und Griff mit seinen Schergen an.
Im Laufe der Gefechte wurde ich schließlich doch ernstlich verwundet und musste mich aus dem Kampf zurückziehen.
Nach und nach tauchten dann die vermissten Brüder der Kommende auf, zum großen Teil als grässliche Schergen des Lukretius, der die Brüder auf abscheuliche Weise von den Toten zu willenlosen Kreaturen erhob.
Es gelang uns nach und nach die Brüder aus den Klauen des Bozephalistischen Dieners zu befreien und sie zur letzten Ruhe auf dem wieder eingesegneten Friedhof zu betten.

Dass uns diese Tat in der Nacht zu großem Vorteil gereichen sollte ahnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Schließlich fanden wir auch die Lösung des Rätsels und das verborgene Schriftstück erschien im Weihwasserbecken der Kapelle, dem einzigen Ort, den Lukretius nicht verheeren konnte.

Als Bruder Alexej, der Söldner Skar und ich begannen das Schriftstück zu übersetzen, bemerkten wir das es sich um eine mächtige Beschwörungsformel handelte, aber es gelang uns nicht die Übersetzung abzubrechen, da ein unheimlicher Bann von dem Schriftstück aus ging. Als wir geendet hatten, waren einige merkwürdige Dinge geschehen und wir erkannten, dass die Formel unter allen Umständen von Lukretius fern gehalten werden musste.

Bei Ablauf des Ultimatums kam Lukretius erneut zurück, mit einer großen Zahl an Untoten und anderem bozephalistischem Gezücht und ging unvermittelt zum Angriff über. Wir konnten Ihn davon abhalten in die Kommende einzudringen, allerdings wurden unsere Truppen stark bedrängt und wir hatten immense Ausfälle. Zu guter Letzt wurden wir Zeuge eines Wunders des Eynen, denn Einhilf, der getötete Hexenkommissar erschien in Gestalt eines Racheengels und beendete die Existenz der Schergen von Lukretius mit der Macht des Eynen. Lukretius sprach daraufhin lästerliche Flüche aus und verschwand in der Dunkelheit des Waldes. Wir sprachen ein Dankgebet an den Eynen und Einhilf wurde entrückt um seine Taten auf der Seelenwaage wiegen zu lassen.
So waren wir zu guter letzt siegreich, aber Lukretius entwischte uns erneut.
Im Nachgang der Vorfälle gab es noch eine Verhandlung gegen mich, denn Lady Iskierka bestand darauf meine Person zur Rechenschaft zu ziehen, da man mich absurder Weise verdächtigt hatte mit Lukretius im Bunde zu stehen. Da das gefällte Urteil noch nicht rechtsverbindlich ist schweige ich zunächst darüber.

Als wir unseren Sieg feierten aber auch unserer Gefallenen gedachten bekamen wir noch Besuch eines Mitstreiters, welcher mit seinen Mannen anderen Spuren gefolgt war und erst spät zu uns stieß, dem ehrenwerten Khalil Malear Quintos de la Cruz, Markgraf von Aquilejia, Baron v. Hellendahl, Baronet of Ettrick and Lauderdale, Schwert- sowie Herbstmeister der Yorks und Ehrenkundschafter zu Obergralt.

In intensiven Gesprächen die noch an anderer Stelle fortgesetzt werden, haben der Markgraf von Aquilejia und meine Wenigkeit zusammen mit Bruder Gregor Schattenbanner eine künftig intensivere Zusammenarbeit und Ritterliche Freundschaft vereinbart.

Der Markgraf und Bruder Gregor haben mich eingeladen der heiligen Liga zum Schutze des Ceridentums und wider den Kräften der Finsternis beizutreten. Die Verhandlungen hierüber laufen bereits.
Nachdem wir uns herzlich voneinander verabschiedet hatten trat ich zusammen mit den Schwertbrüdern Alexej und Jaroslaw die Reise zum Prätorium Hilarii in Lyrien an, da man mich gebeten hatte Zeugnis über das Wunder des Eynen abzulegen.
Nach diesem Zwischenaufenthalt werde ich nach Neuenstein zurück kehren um dort nach dem Rechten zu sehen und neue Kräfte für die Offensive im Frühjahr gegen Stueren zu sammeln, auf das der unselige Krieg endlich ein Ende finden möge.

Karolus von Neuenstein,
Baron zu Neuenstein, Ritter von Wildbach, Generalquartiermeister der h.o. Armee und Erbauer des Herzog-Angilbert Kanals

Erschienen in Helios-Bote 76, Fernrohr (Nicht-Königreich)