„Unfassbar!“ schallt es über den Kai, kurz nachdem das Admiralsschiff den Hafen von Veitsburg verlassen hatte. Völlig außer sich schritt Kapitän Xurlsen Kielholer an Bord der Brassach auf und ab. „Wie kann er nur?!“
Sein erster Offizier versuchte ihn zu beruhigen. „Frau Marinehauptmann hatte die Lage im Griff. Außerdem war Adminal Hinrich …“
„Es war pures Glück, dass der Admiral rechtzeitig zugegen war!“ fiel ihm der Kapitän ins Wort und wandte sich um. „Stellen Sie sich vor, was passiert wäre, wenn er nicht geplant hätte, dem Hauptmanöver beizuwohnen, um sich selbst ein Bild von der Schlagkraft unserer Expeditionsflottille zu machen.“ Schimpfend und fluchend setzte er seine Runde an Deck fort, ohne dass deutliche Worte zu vernehmen waren.
Auf dem Anleger begannen Matrosen und Hafenarbeiter zu tuscheln. Niemand wusste genau, was vorgefallen war. Es war lediglich bekannt, dass das Landungsunternehmen der Expeditionsflottille zum Manöver auf den Marinetruppenübungsplatz Veitsburg-Nord in Garstfeld abgerückt war. Dann tauchte ein Leutnant in Begleitung etlicher Amtspersonen auf, um nach einer kurzen Visite an Bord der Brassach nur mit einer Handvoll Begleiter im Schlepptau wieder zu verschwinden. Die Mehrzahl der Amtspersonen verblieb scheinbar auf der Brassach.
Nur wenige Minuten später legte das Admiralsschiff von Hinrich von Harkenberg in Veitsburg an. Man sah den Kommandant der Ostarischen Kolonialflotte eiligen Schrittes an Bord der Brassach gehen, ohne sich Zeit für die sonst üblichen Sitten und Gebräuche beim Betreten eines Schiffes zu nehmen. Am späten Nachmittag sah man den Admiral, ebenso eiligen Schrittes, von Bord gehen, sein Gesicht schwer in Sorge.
Am Abend kehrte der Admiral wieder zurück. Eine Last schien von ihm abgefallen zu sein. Kapitän Kielholer wechselte einige kurze Worte auf dem Anleger mit ihm, bevor Hinrich von Harkenberg sein Schiff bestieg und den Befehl zum Ablegen gab.
„Was immer es war,“ meinte ein Hafenarbeiter zu seinem Kollegen, „es schien glimpflich ausgegangen zu sein.“
„Du sagst es.“ antwortete er. „Hoffentlich können wir weiterhin auf unsere Expeditionsflottille zählen. Schließlich mehrt sie durch ihre großen Abenteuer das Wohl und Ansehen unseres Herzogtums. Du kennst ja selbst die Lieder, die in den Tavernen über sie gesungen werden.“
„Da sagst Du etwas. Komm, lass uns ein den ‚Goldenen Anker‘ gehen, und ein Glas zu ihren Ehren trinken.“

Erschienen in Helios-Bote 84, Herzöglich-Ostarische Hofgazette