Allgemeine, basitäre, allgemeinbekannte Grundvoraussetzung.
Die Seele des Menschen befindet sich in der Ganzheit seines Körpers, anders ausgedrückt, in seinem ganzen Körper.
Was geschieht nun beim natürlichen Tode des Menschen?
Die Seele verläßt den Körper des Menschen, und zwar durch den Mund.
Beweis: Tiere, besonders Wachhunde reagieren auf die Anwesenheit von Menschen allgemein. Sie tun dies durch Knurren, oder indem sich ihnen zuerst einmal das Fell sträubt. Nun stellten wir fest, daß Hunde im den Räumen Sterbender deren Tod durch Fellsträuben und Knurren anzeige:

Die Tiere bemerken die Bewegung der Seele, die den Körper verläßt, können aber keinen dazugehörigen Körper entdecken und reagieren deshalb auf die beobachtete Art und Weise.
Jetzt stellte sich uns das Problem, wie wir eruieren sollten, durch welche Körperöffnung oder durch welches Körperteil die Seele den Körper verläßt.

Wir lösten das Problem folgendermaßen:
Wir banden einfach entlang der Körper der Sterbenden Hunde fest, so daß wir registrieren konnten, welche Hunde zuerst reagierten. Unser Verdacht, daß die Seele den Körper durch den Mund verläßt verhärtete sich je mehr Hunde wir näher und genauer am Körper der Sterbenden fixierten.

Eine große Zahl dieser Versuche bestätigte es schlußendlich: die Seele des Menschen verläßt den Körper durch den Mund.
Was passiert also bei Hinrichtungen?

Durch das Abschlagen des Kopfes oder das Stran-gulieren des Halses stirbt der Mensch. In beiden Fällen kann die Seele den Körper nicht an einem Stück verlassen:
Im ersten Fall, weil die Seele mit dem Körper entzwei gehauen wurde und im zweiten, weil der Teil der Seele, die im Kopfe angesiedelt ist entweicht, der Rest aber erst später, wenn der Tote abgenommen wird. Wenn am Abend nun Gwon kommt, um die Seelen Verstorbener zu holen, findet er eine zerteilte Seele vor. Und genau diese Seelen kann Gwon nicht mitnehmen, denn wie soll auch ein halber Stern am Himmel erscheinen können. Also bleiben die Seelen der Gerichteten am Richtplatze zurück, und müssen ein trostloses Dasein zwischen den Lebenden führen.

Ihre einzige Möglichkeit dem zu entkommen ist, sich in einem neuen Körper einzunisten. Sie erscheinen den Menschen und bedrängen sie. Dabei nimmt die Gefährlichkeit der Geister mit ihrer Berühmtheit und ihrer Grausamkeit im Leben zu.

Beispiel: Im Jahre 48 vor A. III. wurde die Bande des berüchtigten Seeräubers Ronald des Blonden hingerichtet.
Ronald der Blonde erschien im Laufe der Jahre immer wieder – besonders jungen und hübschen Frauen, während seine Gefährten, Jontar der Bucklige, Flant der Dumme, Smut der Krumme und Hoen der Kleine nie jemandem erschienen sind.

Wie gefährlich es an Richtstätten sein kann zeigt uns folgende Begebenheit:
Im Jahre 123 vor A. III wurde in Nordaron ( heute Grafschaft Darian) der Räuber Grimbold der Grausame hingerichtet. Im Jahre 20 nach A.III schlief der Bauernbursche Gernot seinen Rausch ausgerechnet auf dieser Richtstätte aus. Seitdem behauptet er, Grimbold zu sein. Dieser Mann lebt noch und arbeitet in einer dari-anischen Mine. Gegen geringe Gebühr für den Leiter des Gefangenenlagers darf man ihn besuchen und befragen.

So warnen wir also alle davor sich bei Nacht an Richtstätten aufzuhalten. Wie groß die Gefahr ist, wissen wir noch nicht. Ob es schon reicht, dabei den Mund offen zu haben, oder ob man die ganze Nacht dort verbringen muß, um Gefahr zu laufen, vom Geist eines Hingerichteten eingenommen zu werden, ist noch nicht zu sagen.

Erschienen in Portal 6,