Die Herrschaft in Süd-Nuremburg ist zusammengebrochen. Der regierende Adel hat sich in zahllosen Fehden und Kleinkriegen letztlich selbst fast gänzlich ausgelöscht. Übrig von dem hoffärtigen Wahnsinn der Selbstzerfleischung sind allein die Hunde des Krieges, also marodierende Söldnerscharen, die weder Recht und Gesetz, sondern nur die Schärfe ihrer Waffe kennen und schätzen. O ja, wie dereinst im zersplitterten Königreich Dracconia, herrschen Chaos und Gewalt. Jeder bekriegt jeden, ob offen oder verdeckt. Elend gebiert Elend. Vor allem leidet die Bevölkerung. So sie dies vermögen, rotten sich die Menschen angstvoll in den Städten und größeren Ansiedlungen zusammen. Sie haben jedoch das Vertrauen in ein bessere irdische Zukunft verloren, wenden sich abseitigen Propheten und Sektierern aller denkbaren ceridischen Ausformungen zu, die in kriegsbeschädigten Ruinen das nahende Ende allen Seins und Werdens predigen. Mystiker, Magier, Alchemisten – von je her eine starke Kraft im Land – halten so nun vollends die Fäden der Macht in ihren Händen und lassen die Menschen wie Marionetten daran zappeln. Währenddessen verwüstet die wild gewordene Soldateska tollwütig das Umland und zerreißt jeden, der es nicht rechtzeitig in die scheinbare Sicherheit einer Stadtgemarkung schafft. Jene Mächtigen, die etwas zum Besseren bewirken könnten, wenden den Blick ab. Sie lassen die Söldner gewähren, schauen stattdessen hinauf in den Himmel, um sich der Gnade von oben anzuempfehlen, auf dass sie bereit sind, sobald der letzte Glockenschlag das Ende der Welt einläutet.
Auch Handels- und Reiserouten sind betroffen, der Außenhandel und Reiseverkehr nach Norden, Osten, Süden, Westen mausetot, da sich derzeit keiner von Sinnen mehr über die Grenze traut.
Dieser Zustand besteht nunmehr seit über zehn Jahren und es scheint kein Ende zu nehmen. In den letzten Jahren schaffen es immer mehr Flüchtlinge, aus Süd-Nuremburg zu fliehen, um in Heligonia Schutz und eine neue Heimat zu suchen.
Ehemalige Baronie Schwarzbrücken
Die etwas abgelegene Provinz Birkenhardt in der Baronie Schwarzbrücken ist der am östlichsten liegende Teil Süd-Nuremburgs. In Schwarzbrücken gab es früher die größte Alchimistengilde Süd-Nuremburgs. Die Zerstörung des Krieges hat auch von ihr nicht Halt gemacht, jedoch leben dort immer noch einige mächtige Alchimisten.
Über das Kapuasgebirge gibt es den nicht ungefährlichen Ost-Pass. Trotz der Gefahren nutzen viele Flüchtlinge diesen wenig genutzten Pass, um Süd-Nuremburg zu verlassen.
Von dort aus kann man über eine Ostroute am Rand des Elfenreiches nach Heligonia gelangen, über die Westroute gelangt man durchs zu Heligonia gehörende Aelvkildeland über die Handelsstadt Vjoshaven zum Fluss Jolborn, dem Hauptziel der Flüchtlinge.
Ehemalige Baronie Wendelfels
Westlich der Baronie Schwarzbrücken liegt die Baronie Wendelfels. Viele Flüchtlinge versuchen, einen der beiden vom Terrain her weniger gefährlichen Pässe zu nehmen, die von Wendelfels aus über die Drachenzinnen führen.
In der Provinz Bocksloch führt der mittlere Pass über den Windfall. Er ist der kürzeste Weg nach Vjoshaven und somit der schnellste ins Königreich Heligonia. Allerdings ist er auch der am Besten überwachte Weg.
Der westliche Pass startet in der Provinz Halt. Inzwischen heißt der Pass „Brosswiks Zollstraße“. Brosswik ist ein Ritter, der in einer Spornburg am Pass lebt und ohne dessen Einwilligung niemand die Zollstraße passieren kann. Flüchtlinge, die über diesen, den ungefährlichsten Weg, in den Süden fliehen wollen, müssen irgendetwas dabei haben, was sie Brosswik als Wegzoll überlassen können.
Zwischen Halt und Bocksloch gibt es noch einen Landstrich namens Brunnen.
Ehemalige Baronie Kammerfels
Die Baronie Kammerfels westlich von Wendelfels ist das am dünnsten besiedelte Lehen Süd-Nuremburgs, denn die Baronie liegt fast ausschließlich in den Drachenzinnen. Dennoch ist sie umkämpftes Gebiet, da es viele Minen gibt, die reich an Erzen sind. Es wird gemunkelt, dass es in der Baronie mehrere unterirdische Wege gibt, die von Süd-Nuremburg ins Aelvkildeland und nach Stueren führen sollen, doch gibt es auch Sagen über schlafende Drachen, Höhlentrolle und ähnliche böse Kreaturen, so dass bisher kein Handelsweg durch die Gänge unter dem Gebirge führen.
Ehemalige Baronie Wurzing
Nördlich von Kammerfels liegt Wurzing. Die waldreiche Baronie gilt als der ärmste Landstrich Süd-Nuremburgs, seit die Kriege wüten.
Religion in Süd-Nuremburg
Das Süd-Nuremburgische Ceridentum ähnelt stark dem Ceridentum in Heligonia, ist jedoch extremer. Es herrscht eine Weltuntergangsstimmung, die Tage der Menschheit seien gezählt. Der Eine wird alle richten, die nicht nach seinem Sinne gehandelt haben. Verschiedene Gruppierungen haben sich gebildet, die im Glauben unterschiedlicher Meinung sind. Flagellanten geißeln sich selbst, Inquisitoren jagen Hexen und Magier, vieles liegt im Argen. Dennoch glauben alle Gruppierungen an den Einen, wie es in den Lehren des Ceridentums geschrieben steht.
Wer nicht an den Einen glaubt, ist ein Ketzer, ein Häretiker, ein Heide, ein Nichtgläubiger. Auch solche gibt es noch in Süd-Nuremburg, oft mit dem Glauben an die Elemente.
Die Zeitrechnung entspricht der des heligonischen Ceridentums, auch Wochen- und Monatstage sind die gleichen.
In Süd-Nuremburg hungern vor allem die Armen, die Bauern, das normale Volk. Denjenigen, die sich an die Macht geschwungen oder gemogelt haben, geht es noch gut, solange noch genug Volk da ist, um es zu unterdrücken. Die ständigen Abwanderungen tun dem Land nicht gut, daher sind viele Grenzen inzwischen nach Außen geschlossen – hineinreisen ist jedoch kein Problem.