Unglaubliche Szenen spielten sich heuer im Nurianischen Herzogsbruck ab. Kaum war das Handelsschiff aus Rebenhain im Hafen angekommen, ging ein Flüstern durch die Schar von Hafenarbeitern. Gerade als die Schiffsbesatzung die Fässer mit Rebenhainer Rundeldling abladen wollten, machte sich ein Haufen aufgebrachter Menschen auf, das Schiff zu stürmen. Sie jolten und schrien, als wollten sie es den Wasservöglen auf dem Jolborn gleich tun. Ihr Körper war mit Stofffetzen und Fellen behangen, im Gesicht prangten rotfarbige Striche, das Haar war mit Taubenfedern geschmückt und bewaffnet waren sie mit Stuhlbeinen und Brecheisen. Wenn mir die Gesichter nicht irgendwie bekannt vorgekommen wären, hätte ich die wilde Horde als Bewohnern der Ödlande verortet. Von diesem garstigen Anblick schockiert, ergriffen die Seeleute planlos die Flucht; einige sprangen panisch über Bord in den Fluss. Die Meute, welche nun freie Bahn hatte, schnappten sich die Fässer mit Rebenhainer Rundeldling, brachen sie auf und schmissen sie über Reling. Verzweifelt musste ich mit ansehen, wie die von mir orderte Ware von den Fluten des Jolborn geschluckt wurde. Doch was hatte diese Meute nur geritten diesen leckeren und preisgünstigen Wein zu vernichten? Dieser Tag wird mit Sicherheit einen unrühmlichen Platz in der Geschichte einnehmen.

Schankwirt Peter Schluck

Erschienen in Helios-Bote 81, Fernrohr (Nicht-Königreich)