Boten-Teil: Ohne Botenteil Seite 9 von 13

Singet und lobpreiset dem Eingott

…denn wahrlich bitter nötig ist sein Wirken dieser Tage. Besonders dortens zu Talwacht, meiner Heimat, wo nach der erfolchreichen Einflüsterung des Bösen, alles aus seinen wohlgefeilten Fugen gerät. Gerade das Weibsvolk, von jeher leichter Fang für das Blendwerk des Teufels gefällt sich im Befehlen und schweigt nicht stille, wenn man es ihnen befiehlt. Verderbte Gedanken lassen sie ihren Stand und Platz im Gefüge der Weltenscheibe vergessen. Sie züchtigen ist eine Gefahr fürs Leben, tauschten sie doch den Kehrwisch gegen das Schwerte ein. Und schlimmer kommt es noch, denn wo man hinschaut dunkles Natterngezücht kriecht aus seinen Löchern. Diese Leut halten sich Schlang und Kröt wie Katz und Hund.

 

Nur einer konnte in dieser schlimmen Zeit ein Zeichen der Hoffnung setzen: mein Herr und Meister, der Junker Jostan von Talwacht. Er stellte sich, seiner Familie beraubt, wie ein Fels in der Brandung, der Schar Hexen und Schwarzmagiern. Beinahe hätte er dies mit seinem Leben bezahlt, nur das göttliche Wunder zu Talwacht verhalf ihm zum Sieg gegen das Schlechte. Für uns seinem treuen Volk, ist er nun mehr denn je zum Polarstern des Glaubens geworden. Darum fordere ich jeden rechten Cerid auf, den 13. Tage des 1. Xurl von jetzt an bis in alle Ewigkeit, als Feiertag zu betrachten. Man soll sich an diesem Tage besinnen und sich für die letzte Schlacht im Geiste rüsten. „JoStern“ soll dieser Tag nun heissen.

Ein Reisebericht von Fendioro LaSaro

Auf meinem langen und beschwerlichen Weg in den Norden kam ich eines Abends in ein gar schreckliches Unwetter. Alle Schleusen des Himmels schienen sich geöffnet zu haben, der Regen prasselte nur so auf mein armes Haupt hernieder und der aufkommende Sturm drohte mich ohne viel Federlesens vom Rücken meines Pferdes zu wehen. Plötzlich entdeckte ich einen warmen, sich aus dem Dunkel des Waldes stehlenden Lichtstrahl, der mir eine Hütte mit einem trockenen Nachtlager verhieß. Als ich durch wogende Tannen näher ritt, wurde ich eines Wirtshausschildes gewahr. „Zum geselligen Einsiedler“ stand dort in längst verblichenen Lettern geschrieben. Flugs stieg ich ab, führte mein Pferd in den angrenzenden, baufälligen Stall und begab mich hinein. Dort schien die gesamte Bevölkerung dieses Landstriches anwesend zu sein… Die Stube schien von Lärm und Wohlgerüchen schiergar zu bersten.

Nachdem mich die Wirtin in ihrer eigenen charmanten Art aufgeklärt hatte, daß dies das einzige Gasthaus weit und breit sei und daß beinahe alle Betten belegt waren, ließ ich mir zu einem maßlos übertriebenen und wirklich überaus unverschämt zu nennenden Preis mein Nachtlager richten, da ich nicht vorhatte, im Taubenschlag zu nächtigen. An sich sollte noch genügend Platz vorhanden gewesen sein, da eine Gruppe Söldner ein Zelt als Nachtquartier aufstellen wollte, was aber aufgrund von Unschlüssigkeit oder Unvermögen nicht geschah… Als ich ein gar vorzügliches Essen genossen hatte, streckte ich meine Füße wohlig unter dem Tische aus und begann einzudösen. Aber anstatt mich in meinem Traume in Ruhe zu lassen, drängten allerlei Gespräche auf mich ein. Am lautesten war jedoch die Unterhaltung an meinem Tisch. Als ich aufblickte saßen da einige Ceriden… Und damit nahm das Unglück seinen Lauf… Wie sagte mein alter Vater doch immer: „Wenn Du auch nur in deren Dunstkreis gerätst, wirst Du unweigerlich Ärger bekommen. Das ist so sicher als wie ein Misthaufen Fliegen anzieht.

“ Die Gespräche wurden immer erregter. Ein Kerl Namens Trozzl krähte am lautesten. Trozzl mit „Z“, wie er immer wieder lautstark von sich gab. Dieser komische Vogel kam angeblich von einer Burg in der Nähe und behauptete, daß diese verschwunden sei, während er gerade auf der Weide sein Vieh hütete… Den hätte ich aber auch nicht mitgenommen! Der Burgherr, ein gewisser Jostan Kevlar war zu dieser Zeit ebenfalls außer Hause. Die haltlose Behauptung über das Verschwinden des Gemäuers wurde von einem unwirsch dreinblickenden Kerl neben ihm durch Bestätigung in Form von Hieben auf den Tisch unterstrichen, welche mir Schädelgrimmen zu verursachen drohten. Darob gerieten wir alsbald in einen munteren Streit. Da ich mich von Ceriden nicht gerne eines Besseren belehren lasse, machte ich innige Bekanntschaft mit den Fäusten von „Karr dem Jäger“, diesem Schläger. Trotzdem ließ ich mich dadurch nicht bekehren und teilte meinerseits hinterhältige Hiebe aus… nämlich dorthin, wo sie einem Ceriden am meisten wehtun.

Auf jeden Fall hielt sich das Gerücht der verschwundenen Burg hartnäckig und machte die Runde unter den Anwesenden. Scheinbar waren die Saarkani am Verschwinden der Burg beteiligt, da das Gemäuer angeblich auf ihrem heiligen Schrein errichtet worden war.

 

Im Laufe des Abends kam plötzlich der Koch der Taverne in die Gaststube gestürzt und faselte wirres Zeug. Was er genau wollte, konnte ich nicht verstehen… Danach erschienen noch einige Saarka-Priesterinnen, beteuerten ihre Unschuld und forderten die Leute auf, ihnen zu helfen. Als ob dies nicht genug wäre, tauchten anscheinend einige Phiarae auf, die ich zwar nicht gesehen habe, die aber angeblich die Zeit kurzfristig angehalten haben. Phiarae, das sind soviel ich weiß, eine Art Feenwesen, die sich im Parimawald rumtreiben und zu Unzeiten in die Belange anderer Leute einzumischen pflegen.

Am nächsten Morgen zogen einige mutige Abenteurer aus, um dem Aufruf der Saarkani Folge zu leisten. Sogleich wurde es ruhiger in der Taverne und ich dachte schon, daß diese unleidige Angelegenheit jetzt geregelt wird. Doch weit gefehlt… Als die mutigen Recken zurückkamen, berichteten sie von Kobolden und Räubern und davon, daß die Burg wirklich verschwunden war. Dann erfuhr ich noch, daß nach irgendeinem Pergament gesucht wird, das mit diesen wahrlich absurden Vorkommnissen in Verbindung steht. Weiter berichteten einige von dem Zeichner des Pergamentes, einem Künstler, der an der Verschönerung der Burg gearbeitet hat und das Verschwinden derselbigen miterlebt haben soll. Vielleicht war das ein Stümper und er hat die Burg in seinem Überschwang bis auf die Grundmauern abgerissen…

Sogar ich wurde verdächtigt das Pergament an mich genommen zu haben… Am meisten schmerzte mich aber, daß ein Landsmann von mir diese Anschuldigung vorbrachte. Mir, dem vertrauenswürdigsten und unschuldigsten Menschen der je unter dieser Sonne gewandelt ist. Nachdem ich diese Leute wortreich mehr oder weniger vom Gegenteil überzeugen konnte, richteten die mutigen Abenteurer ihr Augenmerk auf den Burgherrn Jostan, der gerade zur Tavernentür hereinstolzierte. Der hatte angeblich das Pergament bei sich! Dem galt es jetzt dasselbige abzunehmen. Eine gewisse Magierin (ja, Ihr habt richtig gelesen, jetzt auch noch Magier… das bringt das Faß zum Überlaufen…) legte das Wörtchen „aufhalten“ etwas zu streng aus und beförderte den armen Kerl in den nächsten Straßengraben. Da war das Durcheinander groß und es wurde nach den Heilern und den Saarkani geschickt. Karr der Jäger und Trozzl mit „Z“ wollten aber keine Priester an ihren Herrn lassen und es kostete einige Überredung damit die Heiler sich dem Darniederliegenden annehmen und ihn in die Wirtsstube schaffen konnten. Dieses Chaos nützte die Magierin aus, um zusammen mit ihrem Wachhündchen das Weite zu suchen. Ihren Bratspieß, einen Dreizack, hat sie aber in der Eile vergessen…

Dann tauchten angeblich wieder die Phiarae auf. Ich Konnte sie aber immer noch nicht sehen. Auch stürmten die Ceriden in einem Anflug des Wahnes mit einem Baumstamm gegen die verschlossene Tavernentür an, da sie ihren geliebten Herrn nun doch aus den Fängen der versammelten Heilerschaft zu befreien trachteten… Dies hat mich in meinem Entschluß bestärkt, sofort am nächsten Morgen diesem Chaos den Rücken zu kehren und mit zwei freundlichen Reisenden weiterzuziehen.

Die wackeren Abenteurer hatten also erfolgreich das Pergament an sich gebracht und analysierten das Geschribsel und wirre Gesudel bis in die späte Nacht hinein. Plötzlich flog die Türe auf, einige Heliosgardisten betraten den Schankraum und forderten das Pergament. Niemand dachte in ihrer Gegenwart an eine Weigerung oder irgendeine Art von anderem Unsinn und so zogen diese mit dem Papier von dannen, um es in einer Akademie untersuchen zu lassen.

Früh am nächsten Morgen packte ich meine bescheidene Habe und verschwand so schnell ich konnte gen Norden. Auf meiner weiteren Reise habe ich mich nur in Gasthäusern niedergelassen, in deren Nähe es keine Burgen gab, die eventuell die Eigenart hätten zu verschwinden…

Ich hoffe, Ihr habt aus meinen Ausführungen irgend etwas verstanden, denn mir bleibt die ganze verworrene Geschichte bis jetzt ein Rätsel…

Heligonisches Liedgut

Auf seinem Weg zurück aus Celvar machte der bekannte heligonische Barde Cestric und sein Schüler Muhan in der Schreibstube Rast. Bekanntlich sind die Barden recht einflußreiche und zuverlässige Boten, da sie das, was sich zugetragen hat als Lieder niederschreiben und singen. So können viele Ohren das Geschehene vernehmen und die Ereignisse werden auf diesem Wege über das ganze Land verteilt. Sein Stück über die Vorfälle in Tatzelfels während Baron Leomars Einzug in dessen Burg lautet wie folgt:

 

Auf der Burg Tatzelfels an jenem Tag

rief Baron Leomar die Gäste zur Jagd.

„Im Wald wurd ein seltsames Wesen gesehn –

Ihr sollt es jagen – so soll es geschehn.“

 

„Es hat böse Augen, ist schnell wie der Wind.

Hat Krallen wie Messer, ist schwer wie ein Rind.

Erlegt mir die Bestie, die haust in den Wäldern,

bevor sie zerstört meine Dörfer und Felder!“

 

So zogen sie los in den finsteren Wald;

die Waldläufer fanden ‘ne frische Spur bald.

„Da! Dort im Dickicht! Das muss es sein!

Lasst es nicht fliehen und kreist es schnell ein!“

 

„Oh, Hauptmann, das habt Ihr phantastisch gemacht –

nie hätten wir dies so prima vollbracht!

Die Ehre, das Tier zu erlegen sei Euer,

zieht Euer Schwert gegen das Ungeheuer!“

 

Der Hauptmann die Waffe mit festem Griff hebt

das Tier starrt ihn an – vor Angst es erbebt.

Er lässt sein Schwert sinken. „Herr Hauptmann, was nun?“

„Wenn es mich so anstarrt, dann kann ich’s nicht tun!“

Sein Schwert wird ‘nem finsteren Söldner gereicht.

Der denkt sich: „Klasse, das schaff ich doch leicht!“

Das Tier sieht ihn an mit ‘nem traurigen Blick

und wortlos gibt er ihm die Waffe zurück.

 

„Das Tier soll wild sein? Das kann ich nicht glauben.

Es hat doch so niedliche tiefschwarze Augen.

Und Krallen wie Messer ist wahrlich gelogen –

schaut her – man könnte meinen, man hätt’ sie gezogen!“

 

„Das Tier sieht doch eigentlich friedfertig aus.

Warum macht sich Leomar so viel daraus?

Es ist doch so niedlich – wird keinem was tun.

Lassen wir doch dieses Wesen in Ruh’!“

 

Dann gingen die wackeren Helden zurück

um zu erzählen von diesem Kunststück.

So wurd’ die Rettung des Tieres bekannt

vor Leomars wilder, gewalttät’ger Hand.

Todesanzeige

„Der Tod ist nicht der Untergang, der alles aufhebt und zerstört, sondern eine Wanderung und der Beginn eines anderen Lebens, welches ein Ende nicht hat. Wenn sie nicht mehr ist mit den Gedanken und Träumen, dann wird sie wie alle eingehen in den einen grossen Gedanken, in den einen Traum von Wirklichkeit. Und die Finsternis wird nie enden über den Ebenen der Ewigkeit.“

 

Die Gelehrte Seillissia, gebürtig aus der Freigrafschaft Sedomee im Königreich Heligonia, ehemalige Hofalchimistin zu Tatzelfels, Hofgelehrte zu Werl im Herzogtum Falen, diplomatische Vertretung von Werl, Mietglied der Magier-gilde von Werl, fand im Lande Pantagruel ein vorzeitiges und grausames Ende durch die Hände barbarischer Horden und Verräter.

 

In tiefer Trauer

die Freunde von Seillissia

 

Möge sie im Tode finden,

was ihr im Leben verwehrt blieb

und mögen ihre Feinde verflucht sein.

Darianisches Handelskontor in Tikon eingerichtet

Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit Emir Gumbar Tswo ist es den darianischen Händlern Aikul, Pecunia und Fendioro LaSaro gelungen, ein Handelskontor in Tikon-Stadt am Osttor im Mitteldrittel einzurichten. Diese erstmalige Niederlassung von Landesfremden läutet damit eine neue Epoche des bisher Ausländern verschlossenen Tikons ein.

Nach Aussage der Händler soll das zweistöckige Gebäude alles bisher Dagewesene übertreffen und zu einem der prachtvollsten Häuser der gesamten Stadt ausgebaut werden.

 

Stellenausschreibung für das obengenannte Handelskontor:

-Kontorverwalter

             Mehrjährige Erfahrung in der Leitung und Abwicklung

             von Handelsgeschäften.

             Beherrschung der zu Verhandlungen erforderlichen tikonischen Sprache

-Haushälterin

             Kenntnisse der Kunst des Kochens

             Führung eines Haushaltes

             Sparsamkeit

             darianische Ehrlichkeit

-Gehilfen

             Körperliche Eignung, gesund, kräftig

             Im Umgang mit Waffen geschult

Unterkunft wird gestellt.

Angebote sind an Seine Hochgeboren, Graf Dedekien von Darian zu richten.

Nachrichten aus Rebenhain

Am 15. Tage des 1. Xurl wurde in Rebenhain der Schutzpatronin Magelona für die in diesem Jahr besonders reichhaltige Traubenlese gedankt. Wie in jedem Jahr dauerte das Freudenfest bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages. Zur größeren Belustigung seines Volkes hatte Baron Krator von Rebenhain eigens eine Schaustellergruppe angeworben, damit die Bevölkerung von Pogelsweiler sich gut amüsiere. In seiner Ansprache zur Eröffnung des Festes rief der Baron die Rebenhainer zur Einheit im lebendigen Glauben der Ogeden auf, deren Götter der Baronie schon immer Glück und Reichtum beschert haben. Man wisse nie, wann schlimme Zeiten vor der Tür stünden, und dann müsse jeder Mensch seine Pflicht an dem Platz erfüllen, auf den ihn die Götter gestellt hätten. Die vollständige Ansprache wurde zu Festbeginn auf allen öffentlichen Plätzen Rebenhains verlesen. Nach der Ansprache wurde 111 Mädchen und Jungen die Ehre zuteil den Saum des Gewandes von Baron Krator zu küssen.

Radolan Stöckelfisch eröffnet Fischgeschäft in Betis

Der bekannte Fischhändler Radolan Stöckelfisch aus dem Herzogtum Ostarien eröffnet ab dem 1. Tage des 3. Xurl ein weiters Fischgeschäft in Heligonia. Während er in der Baronie Emarania vorwiegend den schmackhaften Emaranbarsch anbietet, wird er in Betis fangfrische Jolborn-Forellen, Süßwassermuscheln aus dem Brazach, sowie allerlei Fischdelikatessen vertreiben. Nach Aussagen von Herrn Stöckelfisch verspricht die ausgezeichnete Lage seines Ladens in der Innenstadt von Betis und seine einwandfreie Ware gute Geschäfte. Denn merke:

Willst Du etwas Besonderes auf den Tisch,

 kauf ein bei Radolan Stöckelfisch!

Aufforstungssmassnahmen in Darian

Wie seine hochgeboren Graf Dedekien von Darian verlauten liess, sind derzeit umfassende Aufforstungsmassnahmen im Umland von Darbot eingeleitet worden. Aufgrund seiner sehr guten Beziehungen zur Baronin von Wolfenfeld, Josephina von Drachenhain, gelang es dem Grafen diese zur Unterstützung des Projekts zu bewegen. Baronin Josephina entsendet daher ihre besten Förster, um Darian zu neuen Wäldern zu verhelfen. Dank der diplomatischen Geschicklichkeit des Grafen Dedekien und mit dem Segen der Götter können die ersten Pflanzen noch in diesem Xurl ausgebracht werden.

Seit dem Erdbeben in Luchnar lebt die Bevölkerung dieser Region in Angst und Schrecken davor, daß sich jener Vorgang wiederholen könnte.

Gelehrte aus dem ganzen Reich untersuchen daher die Vorkommnisse und die Schreibstube erhält Depeschen aus ganz Heligonia von Wissenschaftlern, die uns ihre Ergebnisse mitteilen. So auch diese Botschaft des Hofalchemisten Cherion Al Ron aus Darbor:

 

Geschätzte Schreibstube,

 

Auch im fernen Darbot hat man Euren edlen Ruf aus Escandra vernommen, Es freut uns, den geschätzten Grafen von Darian und die ihm ergebenen Spektabilität von Darbor, zu hören, dasz weder Mensch noch Getier bey dem Erdbeben im Grenzlande von Luchnar zu Tatzelfels zu Schaden gekommen seyn. Sowie die Druiden sich fragen, wasz denn dies Götterzeichen heizen soll, so haben wir von der Spektabilität zu Darbor heftigst disputiert, und sind zu folgendem weiszen Schlusz gekommen:

Angesichts der raren geschilderten Gegebenheiten, die nur einen ungenauen Orte bezeichnen, konnte aber die genaue Zeyt des Geschehens unter Zuhülfenahme der Sterne, besonders ist hier auf die Position des Süd-Jolsterns Rücksicht zu nehmen, erkannt werden. Genauere Auskünfte über das Wie und Wann der Ereignisse können nur bey präziseren Eruierungen des Bebens und seiner Auswirkungen erarbeitet werden. Grob kann jedoch diesz gesagt werden:

lange schon verzeichnet die Academia das Rumpeln und Grollen in Poenas Leib, welche nicht nur Magenverstimmungen in dem selben seyn könne. Somit muß ihre Frucht schon weit fortgeschritten seyn und bewegt sich daher heftigst. Wann Poëna, die große Urmutter allen Lebens, die Spenderin des großen Lichtes Helios, dem unser aller Reiche gewidmet sind, daran eingedeckt uns einen zweiten Trabanten, welcher die immer noch diffuse Nach weiter erleuchten soll, schenkt, kann nur in einem Dispute gelöst werden, zu welchem vor allem die Druiden eingeladen sind.

Burg Talwacht verschwunden

Nun, erst mal möchte ich mich vorstellen, mein Name ist Anna und ich bin eine einfache Schankmaid, die nur wenig von Heligonia gesehen hat. Mein eigentlich ereignisloses Leben spielte sich immer in Celvar, einer Provinz in der Baronie Carajon ab. Dort übernahm ich vor ein paar Jahren die Taverne „Zum geselligen Einsiedler“ am Fuße der Burg Talwacht. Zusammen mit meinem Findelkind Tork bewirtschafte ich das Gasthaus. Das Geschäft ging immer mehr schlecht als recht, denn nur ein paar Einheimische trafen sich allabendlich hier, um eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen, eine Flasche vom guten „Tatzelfelser Met“ zu trinken und alte heligonische Lieder zu singen.

Auch Neuigkeiten machten hier schnell die Runde, die allerdings selten waren und meist darin bestanden, da es wieder einmal eine Auseinandersetzung zwischen den Saarkani und der ceridischen Familie Celvar gab. Diese hatten sich nämlich beim Bau ihrer Burg Talwacht erdreistet als Bauplatz ein altes ogedisches Heiligtum zu wählen. Während sich die Priester der drei anderen Götter unter Protest zurückzogen, haben sich die Anhängerinnen der Saarka bis heute noch nicht damit abgefunden, da die Ceriden die heilige Stätte geschändet hatten. Nun, ich bin ja selbst Ogede und keine Frau weit und breit kann auf die Dienste der Saarkani verzichten, aber ich bin auch auf das Wohlwollen der Celvars angewiesen, deshalb halte ich mich aus diesem Streit heraus.

Doch im Helios dieses Jahres veränderte sich hier alles schlagartig. Aus der verschlafenen Provinz wurde auf einmal eine belebte Durchgangsstation für die Ameryllhändler aus dem Parimawald. Von nun an läuft mein Geschäft wie nie zuvor. Jeden Abend ist meine Taverne und mein Geldbeutel brechend voll, Meine Schlafkammer bis aufs letzte Bett ausgebucht und sogar im Taubenschlag schlafen die Gäste, nur um ein Dach über dem Kopf zu haben. In den Wald wagt sich nämlich keiner bei Dunkelheit, denn er ist voller Geheimnisse, seltsamen Geschöpfen und Räubern. Ich mußte sogar einen Koch anstellen, der mir bei der vielen Arbeit zur Hand geht. Die Ereignisse überschlugen sich nun, als Ende des zweiten Mondes des Helios ein Schweinehirt atemlos in meine Taverne stürmte und verwirrt mitteilte, da die Burg Talwacht mit samt Mensch und Vieh vom Erdboden verschwunden sei. Das anfängliche Gelächter über die wirre Geschichte verstummte jedoch bald, als auch andere Dorfbewohner den Vorfall bestätigten.

Ich selbst habe mich am darauffolgenden Tag auf den Weg nach Burg Talwacht gemacht und habe mit eigenen Augen gesehen, daß sie nicht mehr da ist. Nur das alte Ogedenheiligtum ist da, wo es schon immer war, und dies war auch der Grund, daß die Ceriden, allen voran Jostan Celvar, der zum Zeitpunkt des Verschwindens nicht in der Burg war, die Saarkani für diesen Vorfall verantwortlich machten. Eigentlich hat ja Jostan davon profitiert, da seine ganze Sippe verschwunden ist, denn als dritter Sohn der Celvars hätte er nicht viel zu erben gehabt und nun ist er der einzige Erbe. Den Göttern sei Dank kam Anfang Xurl eine Gesandtschaft von Gardisten aus Escandra, die sich der Sache annahmen. Ich selbst habe nur mitbekommen, daß diese einen gewissen Michael von Gewyan ausfindig machen konnten, der Augenzeuge des mysteriösen Verschwindens gewesen sein soll. Michael ist ein Künstler, der von den Celvars beauftragt war die Burg mit Kunstwerken zu bereichern.

Am Abend des 13. Tag des 1. Xurl beschlossen hier in der Taverne einige durchreisende Abenteurer und Gelehrte am nächsten Morgen aufzubrechen, um das Geheimnis zu ergründen. Ich erinnere mich deshalb so genau an das Darum, weil an diesem Abend mein Koch Tarxis ganz absonderliche Reden vor den Gästen hielt. Er fühlte sich seit jenem Tag berufen ein Mysterium zu verbreiten, dessen Verkünder er sein soll. Nun, ich denke sein berühmter Würzkartoffel-Auflauf bekommt meinen Gästen besser als sein Geschwätz.

Auch war Lisana, die Anführerin der Saarkani mit ihren Schwestern hier und forderte die Bevölkerung und Durchreisenden auf, bei der Klärung der Vorgänge um Burg Talwacht behilflich zu sein. Einige der Gäste machten auf mich einen etwas seltsamen Eindruck. Ein Priester der Poena, ein gewisser Jule, fragte mich sogar, ob ich bemerkt hätte, daß wir alle plötzlich wie versteinert dagestanden hätten.

Am Morgen des 14. verließen die Abenteurer also meine Taverne und der Tag verlief für mich recht ereignislos und arbeitsam. Tork spaltete Holu und ich hielt mich in der Küche auf, als plötzlich Lärm aus dem Schankraum drang. Sofort eilten wir zum Ort des Geschehens und sahen gerade noch, wie der bewustlose Jostan auf einen Tisch gelegt wurde. Ich war sofort besorgt über die Sauberkeit meiner Taverne, mußte aber feststellen, daß er keine sichtlichen Wunden hatte. Zwei Heiler machten sich sogleich an die Arbeit den arg gebeutelten Jostan zu untersuchen und zu helfen. Auch die inzwischen eingetroffenen Saarkani boten ihre Hilfe an und gemeinsam gelang es ihnen den Todgeweihten aus Gwons Fängen zu entreissen. Doch die Aufregung sollte sich noch steigen, als die Gefährten Jostans, angeführt von Karr dem Jäger, vor der verriegelten Tavernentür standen und die Herausgabe ihres Herren forderten. Offensichtlich hatten seine ceridischen Freunde wenig Vertrauen bezüglich der Heilkünste der Saarkani. Ich muß ehrlich gestehen, daß ich in diesem Moment nicht mehr Herrin der Taverne und der eskalierenden Lage war. Händeringend bat ich, man möge doch die Tür öffnen, denn durch das Fenster sah ich, wie Jostans Getreue sich mit einem Baumstamm näherten. Doch zu spät – schon krachte der Baumstamm gegen die Tür, Holz splitterte und die Tür war eingerammt. Der erste, der die Taverne stürmte, ein erfahrener ceridischer Recke, setzte einen gezielten Schwerthieb und streckte Lisana, die Anführerin der Saarkani nieder. Doch ebenso schnell und geistesgegenwärtig erhoben ihre Schwestern die Hände und sprachen einen Fluch über die im Raum befindlichen Ceriden. Heftige Wortgefechte folgten und endeten damit, daß Jostans, der sich inzwischen wieder etwas erholt hatte, von seinem untergebenen Karr fortgetragen wurde. Der ceridische Jäger dankte seinem Gott für das Wunder, daß sein Herr nun errettet sei, worauf sich die erbosten Saarkani abwandten, weil eigentlich ihnen der Dank für die Heilung Jostans gegolten hätte. Doch es blieb ihnen wenig Zeit sich über die Anhänger des ceridischen Gottes zu ärgern, denn sich mußten sich um die schwer verletzte Lisana kümmern. Ich wand mich vor Abscheu, als ich die arme Frau stark blutend vor mir sah, doch ihre Schwestern schafften es sie zu heilen. Den Boden allerdings mußte ich wieder säubern und auch meine zerschlagene Tür haben sie mir nicht repariert. Schon als ich dachte, die Lage würde sich wieder beruhigen, stürmte eine schwarzgewandete Gelehrte mit Namen Seillissia in den Schankraum, zahlte eilig ihre Zeche, packte ihre Sachen und verschwand in das Dunkel der Nacht.

Als ich mich im Schankraum umsah, entdeckte ich, dass sie einen Stab vergessen hatte, von dem eine unselige Faszination ausging. Kaum ein paar Minuten später standen schwerbewaffnete Söldner vor mir und befragten mich recht unfreundlich, ob ich eine gewisse Seillissia gesehen hätte. Ich berichtete ihnen wahrheitsgetreu von ihrer Abreise, verriet ihnen aber nicht welche Richtung sie genommen hatte. Sie nahmen den Stab an sich und verließen die Taverne wieder. Nun war es an der Zeit das Nachtmahl zu bereiten.

Als ich wieder von der Küche in den Schankraum kam, um das Essen zu servieren, da ich an einem der Tische eine Gruppe Gelehrter sitzen, die über einem großen Pergament brüteten. Offensichtlich weit entrückt von dieser Welt stellten sie die absonderlichsten Vermutungen über die Bedeutung des Kunstwerkes an, das nach deren Aussagen Michael von Gewyan gemalt hat. Ich kann dazu nur sagen, daß außer seltsamen Strichen und Kreisen nichts zu erkennen war, aber ich habe mein vorrätiges Butterbrotpapier zu einem horrenden Preis verkaufen können, damit die Gelehrten darauf eine Abschrift von dem vermeintlichen Kunstwerk machen konnten. Später berichtete mir einer der Gelehrten, ein gewisser Jakob, daß die Abschrift enorm wichtig gewesen sei, denn die Gardisten aus Escandra hatten das Kunstwerk beschlagnahmt um es zur Untersuchung an die Academia Corena weiterzureichen.

Bei dieser Erforschung dürfte er und zwei andere Gelehrte mit Namen Alara und Targon zugegen sein. Doch schenkte ich diesem Geschwätz nicht so viel Beachtung, weil gerade dieser Jakob immer wieder behauptet hat, weissmaskierte Feen würden durch die Fenster der Taverne blicken. Da ich selbst nichts gesehen habe, kann es sich hier entweder nur um einen Scherz handeln, oder die Gelehrten vertragen keinen Met.

Am Morgen des darauffolgendem Helios-Tages konnte ich nur schwerlich mein Nachtlager verlassen, da der Schankbetrieb bis in die frühen Morgenstunden dauerte. Ich dachte schon die Gäste würden nie aufhören zu singen und zu zechen, aber die Stimmung war zu gut, um bald ins Bett zu gehen. Die meisten der Gäste brachen nach dem Frühmahl auf, um weiter ihrer Wege zu ziehen. Tork und ich aber waren noch bis zum späten Abend damit beschäftigt die Taverne zu säubern.

 

Im Namen Seiner Eminenz des Großinquisitors Edmond de la Cruz, Superior des heiligen Ordens der Bannkreuzler, Landmeister der Templer von Ankur zu Drachenhain, ehrwürdiger Abt von Dunkelstein, wird bekanntgegeben:

 

Die derzeitigen Vorfälle ketzerischer Umtriebe einiger Drachenberger Bürger veranlaßt seine Eminenz zur Entsendung von drei Inquisitoren, sowie zwei Banner heiliger Miliz, um die Baronin Richilda in ihrem Kampf gegen Hexerei und Zauberey zu unterstützen.

Desweitern entsendet Seine Eminenz den Inquisitor Saldaron Stehfestimglauben in Begleitung von einem Banner heiliger Miliz zu meinem geliebten Bruder, Baron Leomar von Tatzelfels, um das Eigentum der ceridischen Kirche in den Klöstern Schattenau und Distelwiel in Verwahrung zu nehmen und sicher nach Guanara zu geleiten.

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